Viel Oxalat ist Gift für Patienten mit Harnsteinen

BASEL (grue). Patienten mit Harnsteinleiden wird immer wieder geraten, gesund zu essen und viel zu trinken, aber das genügt nicht. Es müssen auch die richtigen Speisen und Getränke sein, sonst wird die Steinproduktion angekurbelt.

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"Schwarztee und der im Sommer so beliebte Eistee sind Oxalatbomben und für Stein-Patienten nicht zu empfehlen", warnte Privatdozent Dr. Bernhard Hess aus Wädenswil in der Schweiz beim Nephrologie-Kongreß in Basel.

Deshalb sollten Patienten mit Harnsteinleiden auch auf Spinat und Rhabarber weitgehend verzichten. Denn bis zu 85 Prozent der Stein-Patienten haben Kalziumoxalat-Steine. Und: "Die Steinbildung wird durch hohe Oxalat-Konzentrationen im Urin angestoßen", so Hess. Ein Kalziumüberschuß sei im Gegensatz dazu unbedenklich. Er empfehle sogar eine recht hohe Kalzium-Aufnahme von 1,2 Gramm täglich, damit möglichst viel Oxalat im Darm gebunden wird.

Bei Nephrolithiasis rät der Nephrologe zu einer ausgewogenen Mischkost: Täglich 2,5 bis 3 Liter Flüssigkeit, auf möglichst viele Portionen verteilt, dazu relativ wenig Fleisch, aber viel Gemüse und Früchte. Aus dem hohen vegetarischen Anteil kommt viel Kalium, was die Citratausscheidung fördert und den pH-Wert im Urin anhebt. Das entspricht einer milden Alkalicitrat-Therapie, wie sie auch forciert zur Auflösung von Harnsäure- und Zystinsteinen eingesetzt wird.

Kalziumoxalat-Steine lassen sich durch orale Therapie von Medikamenten kaum auflösen. Sie gehen aber meist spontan ab, unterstützt durch Analgesie und Bewegung. Wenn das nicht gelingt, ist die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) das Verfahren der Wahl. "Die ESWL hat zum Beispiel in Mannheim einen Anteil von fast 80 Prozent bei der interventionellen Behandlung von Patienten mit Steinen", sagte Professor Peter Alken von der Universitätsklinik Mannheim.

Die ESWL könne weitgehend unabhängig von der Steinlokalisation und ohne Altersbegrenzung bei Patienten mit Nierensteinen unter 20 Millimeter Durchmesser oder Harnleitersteinen unter 10 bis 15 Millimeter Durchmesser angewendet werden. Ausgenommen sind Schwangere und Patienten mit Harnwegsobstruktionen oder Gerinnungsstörungen.

Eine Alternative zur ESWL ist die perkutane Nephrolitholapaxie (PCNL), bei der die Steine direkt zerkleinert werden. Bei größeren Harnleitersteinen sei auch die Behandlung über die Ureterorenoskopie (URS) sehr effektiv und schonend, so Alken. Die sehr kleinen und biegsamen Endoskope erreichen über Laser- und Lithotriptersonden fast jeden Stein. Eine offene chirurgische Steinentfernung ist daher kaum noch nötig, außer bei größeren Steinmassen oder Ausgußsteinen bei Kindern.

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