Die Weihnachts-Gewürze stammen von Heilpflanzen

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Die Adventszeit hat begonnen. Die Weihnachtsmärkte sind eröffnet. Viele Lichter erhellen die winterliche Dunkelheit, es riecht nach Glühwein und gebrannten Mandeln, weihnachtliche Musik erklingt: Weihnachtsmärkte haben trotz zunehmenden Konsums ihren Zauber bewahrt. Allein schon der Duft sorgt schon dafür, daß es einem so richtig weihnachtlich ums Herz wird: Zimt, Nelken, Kardamom, Anis, Vanille sind die typischen Gewürze für Weihnachtsplätzchen und Glühwein. Und alle stammen von Arzneipflanzen.

Zum Beispiel der Zimt. Verwendet wird die Rinde des Zimtbaums, der ursprünglich in Süd- und Südostasien beheimatet ist. Die Zimtrinde enthalte ein als Zimtöl bezeichnetes ätherisches Öl mit Zimtaldehyd als wertbestimmendem Anteil, heißt es auf der Heilpflanzen-Website des Arzneimittelherstellers Hexal. Zimtöl wirkt hemmend auf das Wachstum von Bakterien und Pilzen, innerlich eingenommen wirkt es appetitanregend und motilitätsfördernd.

Amerikanische und pakistanische Wissenschaftler haben herausgefunden, daß die getrocknete innere Rinde der Zweige des Zimtbaumes noch viel mehr kann: Sie senkt bei Typ-2-Diabetikern sowohl den Blutzucker- als auch den Cholesterinspiegel, meldet dpa. "Damit reduziert Zimt bei Zuckerkranken das Herzinfarktrisiko, die häufigste Todesursache bei Diabetes vom Typ 2", erläutert Sven-David Müller-Nothmann, Sprecher der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik, diaita, in Bad Aachen.

Anisöl für Glühwein wird aus Sternanis gewonnen

Auch nach Anis duftet es auf den Weihnachtsmärkten, vor allem an den Ständen, die Kräuterbonbons anbieten, steigt der typische Anisgeruch in die Nase. Anis, ebenfalls eine Heilpflanze, ist eine 30 bis 50 Zentimeter hoch wachsende einjährige Pflanze aus dem Nahen Osten, die einen süßlichen Geschmack hat.

Verwendet wird das ätherische Öl aus den Anisfrüchten. Ihm wird zum Beispiel eine krampflösende und schleimlösende Wirkung zugeschrieben. Anisöl für Glühwein etwa wird allerdings meist aus Sternanis gewonnen, dessen ätherisches Öl in der Zusammensetzung dem des Anis ähnelt. Der Echte Sternanis ist ein bis zehn Meter hoch wachsender, immergrüner Baum, der in China und Vietnam angebaut wird. Die sternförmig angeordneten Früchte sind rotbraun und korkig-holzig.

Ein weiteres typisch weihnachtliches Gewürz ist die Vanille. Auch sie ist eine Heilpflanze. Die Vanille, die zu den Orchideen gehört, ist eine riesige, rankende Pflanze, die bis zu 15 Meter lang werden kann und etwa auf Madagaskar wächst. Die ätherischen Öle der Schoten haben über 35 Duftkomponenten. Vanille soll die Stimmung aufhellen - der Geruch soll die Serotonin-Ausschüttung beeinflussen -, bei Nervosität beruhigen, die Verdauung anregen, Menstruationsschmerzen lindern.

Birkenpollen-Allergiker vertragen oft kein Marzipan

Gewürznelken, Kardamom und Koriander, die zu den Lebkuchen- und zu den Glühwein-Gewürzen gehören, sind ebenfalls alte Heilpflanzen. Genauso Orangen und Walnüsse. Weihnachtsplätzchen müßten also rundum gesund sein.

Vorsichtig sein müssen allerdings Allergiker. Zimt-, Anis- und Haselnußplätzchen sowie Mandelbrot können Eiweiße enthalten, die bestimmten Pollenallergenen ähneln, warnt das Deutsche Grüne Kreuz in Marburg (wir berichteten). Durch Kreuzreaktionen können Juckreiz im Gaumen und Rachen entstehen. In schweren Fällen kann es zu Atemnot oder zum Kreislaufkollaps kommen.

Wer auf Birken-, Hasel- und Erlenpollen allergisch reagiert, verträgt oft keine Mandeln, Hasel-, Wal- oder Cashewnüsse. Marzipan kann wegen der darin enthaltenen Pistazien und Mandeln riskant sein, ebenso das aus Haselnüssen hergestellte Nougat. Und Beifuß-Allergiker können auf Gewürze wie Anis, Koriander und Zimt mit Atemnot reagieren.

"Am besten meiden diese Allergiker Plätzchen und Schokolade", rät die Leiterin der Allergie-Abteilung an der Uniklinik Erlangen, Professor Manigé Fartasch. Vorsichtiges Probieren könne allerdings Abwehr-Reaktionen vorbeugen.

Ursula Gräfen

Zimtrinde fördert die Motilität

Zimtöl wird aus der Rinde des Echten Zimtbaums gewonnen. Die Wirksubstanz ist das Zimtaldehyd. Zimtrinde wird bei leichten, krampfartigen Verdauungsbeschwerden mit Blähungen, bei Völlegefühl und zur Anregung des Appetits verwendet. Echte Zimtrinde ist in einigen Fertigarzneimitteln gegen Verdauungsbeschwerden enthalten. In höheren Dosen wirkt die Zimtrinde erregend auf die Darm-, Herz- und Atemtätigkeit sowie die Schweißsekretion.

Anis ist in vielen Hustenmitteln

Das ätherische Öl der Anisfrüchte besteht zu 80 bis 95 Prozent aus trans-Anethol, zu zwei bis drei Prozent aus Estragol und zu etwa 1,5 Prozent aus Anisaldehyd. Es wirkt krampf- und schleimlösend. Anis wird bei Erkrankungen der Atemwege, krampfartigen Beschwerden des Magen-Darm-Trakts und Blähungen angewandt. Anis ist Bestandteil vieler Fertigarzneimittel gegen Atemwegskrankheiten (Hustenmittel) und Verdauungsbeschwerden.

Nelkenöl ist ein Lokalanästhetikum

Gewürznelken sind reich an ätherischem Öl, das zu 90 Prozent aus Eugenol besteht und das Wachstum von Bakterien, Viren und Pilzen hemmt. Das Öl hat eine lokalanästhetische und bei Einnahme eine krampflösende Wirkung. In der Zahnmedizin wird Nelkenöl bei Etnzündungen der Mundschleimhaut eingesetzt. Nelkenöl ist in Mund- und Gurgelwässern enthalten. Nelken sind auch Bestandteil einiger Arzneien gegen Verdauungsbeschwerden.

Kardamom hilft der Verdauung

Die Samen der Kardamom-Pflanze enthalten ein terpenreiches ätherisches Öl, dessen Hauptbestandteile meist Terpinylacetat und Cineol sind. Das Öl wirkt nicht nur wachstumshemmend auf Bakterien und Pilze, sondern steigert auch die Magensaft- und Gallensekretion. Kardamom wird deshalb zur Behandlung bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen und Völlegefühl angewandt. Kardamom ist Bestandteil einiger Magen-Darmmittel.

Koriander lindert Blähungen

Das ätherische Öl des Korianders hat Linalool als Hauptbestandteil und wird aus den Früchten gewonnen. Es hemmt das Wachstum von Bakterien und wirkt leicht krampflösend und blähungstreibend. Koriander wird bei Völlegefühl, bei leichten, krampfartigen Verdauungsbeschwerden und Blähungen sowie als Appetit-Anreger eingesetzt. Koriander wird auch Arzneien, etwa pflanzlichen Abführmitteln, zugesetzt, um die Verträglichkeit zu erhöhen.

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