Studie belegt: Erhebliche Defizite bei der Ernährung alter Menschen

BERLIN (ami). Jeder zweite Krankenhauspatient im Rentenalter leidet unter Mangelernährung. Das geht aus einer aktuellen Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) hervor.

Veröffentlicht:

"Mangelernährung nimmt mit dem Alter exponentiell zu", sagt Professor Herbert Lochs, Direktor der Charité Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie. Bei 23 Prozent von 2000 Patienten an 17 deutschen Krankenhäusern stellte die DGEM-Studie Mangelernährung fest.

Bei den unter 30jährigen seien nur rund sieben Prozent betroffen, dagegen treffe das Problem auf jeden zweiten über 65jährigen zu, so Lochs. Bei Alleinlebenden sei Mangelernährung häufiger anzutreffen als bei Heimbewohnern oder Menschen mit Familienanschluß.

"Ärzte sollten das Problem Mangelernährung besonders bei älteren Patienten ernst nehmen und aktiv angehen", meint Lochs. Die Studie habe gezeigt, daß Mangelernährung auch prognostische Bedeutung habe. So sei sechs Monate nach der Ersterhebung festgestellt worden, daß mangelernährte Krankenhauspatienten eine höhere Wiederaufnahmequote hätten und sogar häufiger sterben würden als normal Ernährte mit der gleichen Diagnose.

Der Krankenhausaufenthalt dauere im Durchschnitt deutlich länger, so Lochs. Auch wirtschaftlich sei das von Bedeutung. US-Experten hätten festgestellt, daß die Behandlungskosten wegen häufigerer Komplikationen etwa doppelt so hoch lägen wie bei normal Ernährten, so Lochs.

Bei geriatrischen Patienten steige zudem das Sturzrisiko stark. Lochs hält deshalb die Dokumentation des Ernährungszustands in der Patientenakte für unerläßlich. Sie sei nicht nur aus medizinischen, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen geboten.

Aus seiner Arbeit an der Charité in Berlin berichtet Lochs: "Wenn wir den Ernährungszustand erheben und Konsequenzen daraus ziehen, fahren wir trotz zunächst höherer Kosten bei der Abrechnung besser."

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken