"Eine großartige Erfahrung, dafür sind wir doch alle mal angetreten"

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

Seit 14 Jahren fährt der Bremer Gesichtschirurg Dr. Lür Köper jedes Jahr drei bis sechs Wochen nach Westafrika auf das Hospitalschiff MS Anastasis, um in der schwimmenden Riesenpraxis Patienten zu behandeln. Ehrenamtlich, versteht sich. Den Aufenthalt zahlt er aus eigener Tasche. Für sein Engagement hat der 58jährige jetzt das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Dakar, Freetown, Monrovia, Abidjan - vier bis acht Monate liegt die Anastasis, eines der drei sogenannten Mercy-Ships und das größte private Spitalschiff der Welt, in einem der westafrikanischen Häfen. Über Fernsehen und Rundfunk werden die Patienten unterrichtet und strömen dann zu Tausenden in die Hafenstädte. An Land werden sie in einer Poliklinik untersucht und dann an einen der Kollegen an Bord des Mercy Ships verwiesen.

"Wir brauchen jede Art von Spezialchirurgie", sagt Köper, "Zahnärzte, Gynäkologen oder Orthopäden." Etwa 20 internationale Ärzte und insgesamt 100 weitere Helfer betreuen die Patienten ehrenamtlich. Bis zu acht Monate bleibt das Schiff in einem Hafen. In dieser Zeit werden über 6000 Patienten behandelt. "Aber nur 500 Mund-Kiefer-Patienten, weil die OPs so lange dauern", sagt Köper.

Um die Nachsorge zu sichern, kooperiert Köper mit dem Bethesda-Krankenhaus in Togo, einer Klinik der Norddeutschen Mission. "Aber nicht in allen Ländern ist die Zusammenarbeit mit Krankenhäusern vor Ort so gut", räumt Köper ein.

Die Anastasis ist eines von drei Mercy Ships, die weltweit in Häfen von Entwicklungsländern einlaufen und dort eine Klinik auf Zeit stellen, aber auch Lehrer oder Ingenieure an Bord haben, um direkt zu helfen. Lür Köper tut dann an Bord der Anastasis das Gleiche wie in seiner Praxis am Diakonie-Krankenhaus in Bremen: Mund-, Kiefer- , und Gesichtschirurgie, Tumorchirurgie, plastische Operationen und Implantologie.

Zwölf Quadratmeter ist der OP klein. "Die medizinischen Standards an Bord sind mit Deutschland vergleichbar", sagt Köper. Weil er im Zweifelsfall keine weiteren Spezialisten hinzuziehen kann, ist die Arbeit noch anspruchvoller, so Köper. Seine Kollegen in Bremen schreckt das offenbar nicht. Von dem sechsköpfigen Praxisteam in Bremen fahren drei regelmäßig mit nach Afrika.

Zwölf Stunden am Tag, wochenlang, dazu eine Menge Organisation, Sponsorensuche und Finanzierung von Extrageräten fürs Schiff, wie Röntgengeräten, einem CT oder einem Sterilisator. Warum das Ganze? "Die Leute dort sitzen am kurzen Ende der Wurst und können nichts dafür", sagt Lür Köper lakonisch, "als Christ und Arzt helfe ich ihnen. Außerdem ist es eine großartige Erfahrung, unkommerziell als Heilender an die Medizin heranzugehen. Dafür sind wir doch alle mal angetreten."

Informationen finden Sie auch im Internet unter: www.mercyships.de

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