Meine Praxis

Der erste Totenschein

Veröffentlicht:
Allgemeinarzt Dr. Dr. Peter Schlüter.

Allgemeinarzt Dr. Dr. Peter Schlüter.

© privat

Auch Dr. Dr. Peter Schlüter, Allgemeinmediziner in Hemsbach und Abrechnungskolumnist der "Ärzte Zeitung", ist Praxisjahrgang 1982. Er beschreibt ein Erlebnis gleich in den ersten Praxistagen, das wohl beim ersten Mal für jeden Arzt unvergesslich bleibt:

"Nicht nur die klinische Ausbildung, auch 8 Semester als Tischpräparator in der Anatomie (unter Prof. G. Forssmann) in Heidelberg brachten es mit sich, dass ich schon viele Leichen gesehen hatte. Nur jetzt in der eigenen Praxis war die erste Konfrontation mit einem Toten eine ganz andere Situation.

Zwei oder drei Tage, nachdem ich in der Praxis meine Tätigkeit begonnen hatte, wurde ich zu einem Hausbesuch gerufen - die Mutter sei wohl verstorben. Oh je, meine erste Leichenschau! Und dann noch bei einer Familie, die ich (noch) nicht kannte!

Bescheinigung als Arzt zum ersten Mal auf einem Totenschein

Aus der Karteikarte - damals waren es noch richtige Papierkarteikarten, mehrfach faltbar mit vielen Patientenunterlagen drinnen - war zu erfahren, dass es sich um eine 84-jährige Patientin handelte, die jedoch ganz selten in der Praxis war.

Es war nicht die Feststellung des Todes, die für mich das Problem war, auch nicht das Gespräch mit der Familie, den Angehörigen. Nein, es war einfach der Moment, in dem ich zum ersten Mal in meinem Dasein als Arzt, die Bescheinigung unterschreiben musste, dass der von mir soeben untersuchte Mensch tot sei.

Ich habe einen Menschen für tot erklärt. Das war für mich ein starker psychologischer Moment. Ich glaube, es gab in diesem Moment nicht eine einzige Geschichte über "lebendig begrabene" Menschen, die mir nicht durch den Kopf ging. Es war alles korrekt gemacht und dennoch ein ganz komisches Gefühl - die erste Todesbescheinigung."

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