Gala der Felix Burda Stiftung

Die Zukunft – Vertrauen in die Darmkrebsprävention

Anfang Juli startet das Einladungsverfahren zur Darmkrebsvorsorge. Auch ein Erfolg für die Felix Burda Stiftung. Lob für deren Engagement gab’s von Ministerin Anja Karliczek bei der großen Gala am Sonntagabend.

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:
Preisträger und Laudatoren des Felix Burda Award 2019.

Preisträger und Laudatoren des Felix Burda Award 2019.

© Felix Burda Stiftung

BERLIN. Gut 300 Gäste waren der Einladung von Christa Maar zur Gala der Felix Burda Stiftung ins Berliner Adlon am Sonntagabend gefolgt. Ein buntes Volk aus Wissenschaftlern, Politikern, Medienprominenten, Klinik- und Kassen-Managern sowie niedergelassenen Ärzten – unter ihnen viele Dauergäste.

Das Thema ist gesetzt: Es geht um Darmkrebsvorsorge. Das Motto in diesem Jahr: „Was weißt Du über Krebs in Deiner Familie?“ Wieder ein Abend der krassen Gegensätze zwischen politischer Botschaft und Talentsuche fürs nächste Casting-Format.

Die vergangenen zwölf Monate werden vermutlich als die erfolgreichsten in die Geschichte der Stiftung eingehen. Mindestens drei Gründe sprechen dafür.

Erster Grund: Zum 1. Juli startet das neue Einladungsverfahren zum Darmkrebsscreening für Männer und Frauen. Danach erhält jeder GKV-Versicherte ab 50 eine persönliche Einladung zur Darmkrebsvorsorge. Abgerechnet werden können die Leistungen bereits seit Mitte April. Die Abrechnung ist nicht an das Einladungsschreiben gekoppelt.

Drei Gründe für den Erfolg der Stiftung

Sechs Jahre hat es gebraucht, bis dieses Verfahren nun die Versicherten erreicht. Dass es kommt, ist nicht zuletzt der Beharrlichkeit der Burda-Stiftung und ihrer Chefin zu verdanken. Dennoch übt Christa Maar Kritik an dem Verfahren. Mit dem Schreiben hätte auch ein immunologischer Stuhltest verschickt werden sollen, sagte sie in ihrer Rede.

Zweiter Grund: Die im Januar ins Leben gerufene Nationale Dekade gegen den Krebs unter Federführung von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek bestärkt die Stiftung, ihren Weg in Sachen Prävention fortzusetzen. Die Ministerin zeigte sich beeindruckt vom unermüdlichen Engagement der vielen Initiativen, Privatpersonen und Experten.

Der Arbeitsgruppe Prävention stehen Christa Maar und Professor Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum als Themenpaten vor. Die Rate der Krebserkrankungen ließe sich um bis zu 40 Prozent senken, wenn die angebotenen Maßnahmen zur Krebsprävention konsequent umgesetzt und ausreichend in Anspruch genommen würden, sagt Maar: „Wir vertrauen immer noch zu sehr der Reparaturmedizin, statt mehr in die Präventionsforschung zu investieren.“

Dritter Grund: „Gelebte Politik“ – in dieser am Sonntag nicht ausgelobten Kategorie passt eine Aktion, die fast ein Jahr zurückliegt. Es ist die Geschichte von Claudia Neumann, Ehren-Felix-Preisträgerin 2018. Claudia Neumann ist krank, bei ihr wird 2015 ein Tumor entdeckt. Elf Operationen folgen.

Claudia Neumann ist jung und hält 2018 Jahr eine beeindruckende Rede. Darin fordert sie Minister Spahn auf, sich für die Kryokonservierung als Kassenleistung einzusetzen. Seit wenigen Tagen steht’s tatsächlich im Gesetz – im Terminservice- und Versorgungsgesetz.

Bis zu 4300 Euro kann es kosten, wenn eine junge Frau vor einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung Eizellen entnehmen und konservieren lassen will. Claudia Neumann ist überglücklich: „Ich bin voller Stolz und überwältigt, was wir in Zusammenarbeit mit Herrn Spahn erreicht haben.“ Jetzt komme es darauf an, dass der GBA zügig die Richtlinien zur Durchführung erarbeite.

Bundesweite Aktion „Sprich darüber“

Genug ist nicht genug oder wie Christa Maar es formuliert: „Meine größte Tugend ist nicht die Geduld.“ Was sie damit meint: dass das familiäre Risiko immer noch unterschätzt wird. Es seien 18.300 vorwiegend jüngere Menschen, die jedes Jahr deshalb an Darmkrebs erkrankten, weil jemand in der Familie Darmkrebs hat oder hatte. Dazu die provokante Botschaft 2019: „Den Humor von Mama, die Augen von Opa. Den Darmkrebs von Papa? – Nicht nur schöne Dinge werden vererbt.“

Im Rahmen der bundesweiten Aktion ist in Bayern das Modellprojekt „Sprich drüber!“ gestartet worden. Auf Initiative der Felix Burda Stiftung haben sich Kassen und KV zusammengeschlossen. Ziel ist, ein vorhandenes familiäres Darmkrebsrisiko bei Versicherten im Alter von 25 bis 49 Jahren möglichst früh zu erkennen.

Christa Maar: „Nach einem halben Jahr stellen wir fest, dass sich deutlich weniger Ärzte eingeschrieben haben als erwartet – trotz extrabudgetärer Vergütung.“ Sie vermutet, die Ärzte können die Extrazeit nicht erübrigen. Ihr Vorschlag: medizinische Fachangestellte in Praxen speziell für diese Aufklärung zu schulen .

Eine betrübliche Nachricht gab es bei der Verleihung des Ehrenfelix. Im März starb Benni Wollmershäuser im Alter von 29 Jahren an Darmkrebs. Der Darmkrebs-Blogger erhielt 2017 den ersten Ehrenfelix. Er wird in Gedenken an Felix Burda verliehen, der als Betroffener andere vor der Krankheit bewahren wollte. Den Preis 2019 bekam Bernd Zinke. Der 26-jährige Elektroniker erkrankte mit 21 an Darmkrebs. Sein Rat an Betroffene: „Hole dir Hilfe, du bist nicht allein.“

Wissenschaftspreis für neuen Ansatz gegen Krebszellen

In der Kategorie „Engagement des Jahres“ ging der Preis an Cornel Wachter und Timo Belger. Beide sind feste Größen in Köln, wenn es drum geht, Menschen kreativ über Prävention aufzuklären – ihr zweiter Award.

In der Kategorie „Medizin- und Wissenschaft“ erhielten Professor Florian Greten vom Georg-Speyer-Haus, Institut für Tumorbiologie, und Paul Ziegler vom Dr. Senckenbergischen Institut für Pathologie – beide in Frankfurt – den Preis. Laudator Professor Otmar Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, bezeichnet deren Studie zur Aktivierung des Immunsystems durch Mitophagie und lysomale Membran-Permeabilisation zur Bekämpfung von Krebszellen als zukunftsweisend. So sei es der Arbeitsgruppe unter anderem gelungen, einen Stoffwechselweg zu identifizieren, über den sich die Antigenität von Darmkrebszellen steigern lässt.

Historie

  • 2002 Die Felix Burda Stiftung und ihre Partner rufen den ersten Darmkrebsmonat aus.
  • 2002 Die Vorsorge-Koloskopie wird GKV-Leistung.
  • 2003 Der erste Felix Burda Award wird verliehen.
  • 2013 Das Krebsfrüherkennungs- und Registergesetz tritt in Kraft.
  • 2017 Der GBA führt den immunologischen Stuhltest als GKV-Leistung ein.
  • 2019 Start des Einladungsverfahrens zur Darmkrebsvorsorge
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