Ausgezeichnete Forschung

Biochemikerin und Neurobiologe erhalten Ernst Jung-Preis

Der Ernst Jung-Preis für Medizin geht in diesem Jahr an die Biochemikerin Professor Brenda A. Schulman und den Neurobiologen Professor Gary R. Lewin.

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Professor Brenda A. Schulman (l.) wird für ihre Forschung zum Ubiquitin-Molekül geehrt. Professor Gary R. Lewin erhält den Preis für seine Arbeit zu Tastsinn und Schmerzempfinden.

Professor Brenda A. Schulman (l.) wird für ihre Forschung zum Ubiquitin-Molekül geehrt. Professor Gary R. Lewin erhält den Preis für seine Arbeit zu Tastsinn und Schmerzempfinden.

© Peter Barta, BMC_STJUDE (Schulman), David Ausserhofer, MDC (Lewin)

HAMBURG. Der mit 300.000 Euro dotierte Ernst Jung-Preis für Medizin wird in diesem Jahr an die Biochemikerin Professor Brenda A. Schulman vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried und an den Neurobiologen Professor Gary R. Lewin vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin verliehen. Die beiden Forscher teilen sich das Preisgeld jeweils zur Hälfte.

Preis für Ubiquitin-Forschung

Schulman erhält die Auszeichnung als Würdigung und zur Fortsetzung ihrer wegweisenden Arbeiten über die Mechanismen des Ubiquitin-Transfers auf atomarer Ebene, teilt die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung mit, die den Preis vergibt.

Ernst Jung-Preis

  • Von der Ernst Jung-Stiftung vergeben werden drei Auszeichnungen: Der Ernst Jung-Preis für Medizin, die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold sowie der Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung.
  • Mit einer Gesamtdotierung von 540.000 Euro zählen die drei vergebenen Preise zu den höchstdotierten Medizinpreisen Europas.
  • Verliehen wird der Ernst Jung-Preis seit 1976, die Ernst Jung-Medaille seit 1990 und der Förderpreis seit 2006.

Das Molekül Ubiquitin dient ja als intrazelluläres Stop-Signal und kontrolliert die molekularen Prozesse innerhalb einer Zelle. Die Bezeichnung „Ubiquitin“ resultiert daraus, dass die Moleküle „ubiquitär“, also „überall verbreitet“ in allen eukaryotischen Zellen vorkommen und dort eine Vielzahl unterschiedlicher biochemischer Reaktionen steuern, von der Zellteilung bis hin zur Abwehr bakterieller Infektionen, erinnert die Stiftung.

Zu jedem Zeitpunkt sind in jeder menschlichen Zelle Tausende Ubiquitin-Moleküle im Einsatz, die sich dazu an unterschiedliche spezifische Orte setzen müssen. Ist ihre Regulation gestört, kann dies bekanntlich zu Krankheiten führen, etwa Krebs, neurodegenerativen Erkrankungen oder Hypertonie.

Schulman habe gemeinsam mit ihren Kollegen zahlreiche Methoden entwickelt, mit denen sich das Ubiquitin-System untersuchen lässt. Dabei nutzen die Forscher Ansätze aus Chemie, Zellbiologie, Massenspektrometrie, Biochemie und Strukturbiologie. Schulman berichtet in der Mitteilung, dank der neuen Methoden sei nun eine genauere Untersuchung des Ubiquitins möglich.

Arbeit zu Sinneszellen ausgezeichnet

Der Berliner Neurobiologe Professor Gary R. Lewin wird für seine Forschungsarbeiten über die molekularen und physiologischen Grundlagen des Tastsinns und der Schmerzempfindung gewürdigt: Lewin erforscht mit seinen Kollegen, wie mechanische und thermische Reize von Sinneszellen aufgenommen und in elektrische Signale transduziert werden.

Hierzu untersucht Lewins Arbeitsgruppe Nacktmulle, die aufgrund ihrer besonderen physiologischen Eigenschaften als Modellorganismus dienen: Nacktmulle besitzen kein Fell und sind sehr berührungsempfindlich, berichtet die Stiftung. Aufgrund ihrer Blindheit besitzen die Nagetiere einen besonders stark ausgeprägten Tastsinn, den sie zur sozialen Interaktion nutzen.

Lewin stellte fest, dass dieser Spezies gewisse Arten der Schmerzwahrnehmung fehlen. Die Ursachen hierfür sowie die zugrunde liegenden Mechanismen weiter zu erforschen könnte dabei behilflich sein, neue Therapien und Mittel gegen Schmerz zu entwickeln.

Förderpreis und Medaille in Gold

Der mit 210.000 Euro dotierte Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung geht an Dr. Sebastian Zundler. Der Gastroenterologe vom Uniklinikum Erlangen wird für seine Forschung zur Bedeutung von intestinalen gewebsansässigen Gedächtnis-T-Zellen, kurz TRM-Zellen (tissue resident memory) bei der Entstehung und Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ausgezeichnet.

Professor Pietro De Camilli von der Yale University erhält die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold für sein Lebenswerk zu den molekularen Grundlagen der intrazellulären Membran-Dynamik. Mit der Ehrung verbunden ist ein Stipendium in Höhe von 30.000 Euro, das De Camilli an einen Nachwuchsforscher seiner Wahl vergeben kann. (eb)

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