Blutspendetag

Was Blutspender im Ausland bekommen

Schokolade, Massage-Gutscheine, Steuervergünstigungen: Manche Länder bieten Blutspendern diverse Anreize und Belohnungen. Andernorts appellieren Spendendienste eher an das Gewissen der Menschen.

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Etwa drei Prozent der Menschen in Deutschland spenden Blut, wird geschätzt.

Etwa drei Prozent der Menschen in Deutschland spenden Blut, wird geschätzt.

© Aidman / stock.adobe.com

BERLIN. Für ihr jahrelanges Engagement werden am Weltblutspendertag am 14. Juni in Berlin 65 Frauen und Männer aus ganz Deutschland geehrt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als größte Blutspenden-Organisation lädt sie stellvertretend für die vielen Freiwilligen ein.

Anders als bei privaten Anbietern oder in staatlich-kommunalen Diensten bietet das Rote Kreuz keine finanzielle Aufwandsentschädigung, obwohl es die Blutspenden aufbereitet und verkauft. „Du bekommst Geld, dafür bekommen wir dein Blut.“ Das ist ein Weltbild, dem wollen wir nicht folgen“, betont DRK-Generalsekretär Christian Reuter.

Ein Blick in andere Länder zeigt, wie vielfältig die Anreize sein können. (dpa)

Belgien

Auch in Belgien gibt es kein Geld für Blutspender. Die Spende solle freiwillig erfolgen, da nur das garantiere, dass das Blut sicher sei, heißt es vom belgischen Roten Kreuz. „Menschen, die freiwillig Blut spenden, tun dies, weil sie Menschen helfen wollen“, sagt ein Sprecher der Organisation. Einmal im Jahr gebe es eine große Feier, zu der die Spender und ihre Familien eingeladen würden.

China

China baut derzeit sein System zur Blutspende um. Bislang war es üblich, dass Patienten ihre Familienangehörige oder Freunde bitten mussten, Blut zur Verfügung zu stellen. Dies führte zu einem Schwarzmarkt für Blut. Nun will die Regierung eine Blutbank einführen, deren Bedarf durch freiwillige Spenden gedeckt wird. Dabei sollen Anreize helfen: Viele Mitarbeiter von Staatsfirmen bekommen für Blutspenden etwa freie Tage oder andere Belohnungen.

Dänemark

In Dänemark gibt es schätzungsweise 218.000 Blutspender. Geld gibt es fürs Spenden nicht, es wird an das Gewissen appelliert. In einer Broschüre heißt es: „Die Spende basiert auf dem Wunsch, anderen zu helfen, die es benötigen, und nicht auf dem Wunsch nach einem wirtschaftlichen Vorteil.“ Die Organisation „bloddonor“ ist dafür zuständig, Blutspender anzuwerben und bisherige Spender an ihre Spendenbereitschaft zu erinnern.

Frankreich

In Frankreich bekommen Spender ebenfalls kein Geld für ihr Blut. Das Monopol auf Blutspenden hat die staatliche Organisation EFS (Etablissement francais du sang). Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es in Frankreich rund 150 Zentren, wo das ganze Jahr Blut gespendet werden kann – zusätzlich betreibt EFS etwa 40.000 mobile Einrichtungen, etwa in Zelten. Die Organisation nutzt soziale Netzwerke für Spendenaufrufe und informiert über einen eigenen Youtube-Kanal.

Griechenland

Braucht in Griechenland ein Patient Blut, rufen Ärzte Verwandte und Bekannte des Betreffenden zu Spenden auf. Zwar wird der Patient aus Reserven versorgt, doch die wiederum müssen dringend ersetzt werden, denn Griechenland hat eine hohe Zahl an Thalassämie-Patienten. Menschen mit dieser Erbkrankheit brauchen regelmäßig Bluttransfusionen. Diesen Bedarf kann das Land kaum decken und bietet deshalb einen besonderen Anreiz: Beamte und Soldaten erhalten zwei bis vier freie Tage, wenn sie Blut spenden – und das bis zu vier Mal im Jahr.

Italien

Wer in Italien gratis sein Blut spendet und einen Arbeitsvertrag hat, darf danach einen Tag ruhen. Dies gilt allerdings nicht für Selbstständige oder Menschen, die nicht ins öffentliche Sozialversicherungssystem einzahlen. Die ehrenamtliche Vereinigung Avis reicht den Blutspendern einen Snack, um den Flüssigkeitsverlust wettzumachen und das Wohlbefinden zu steigern.

Polen

In Polen gibt es für die Blutspende zwar kein Geld, aber Angestellte bekommen einen freien Tag, wenn sie ihrem Arbeitgeber einen entsprechenden Nachweis vorlegen. Außerdem erhalten die ehrenamtlichen Spender acht Tafeln Schokolade, einen süßen Riegel und einen Saft. Dies entspricht etwa 4500 Kilokalorien und soll die Spender wieder zu Kräften bringen. Spender können außerdem Steuervergünstigungen geltend machen. Wie groß diese ausfallen, hängt von der gespendeten Blutmenge ab. Das Blut wird in regionalen Zentren gespendet, die dem Gesundheitsministerium unterstehen.

Russland

In Russland bekommen Blutspender laut Gesetz eine kostenlose Mahlzeit. Mehrfachspender sollen zudem am Arbeits- oder Studienplatz bei der Vergabe von vergünstigten Erholungsreisen in Sanatorien oder Kurorte bevorzugt werden. Vielspender mit 40 oder mehr Einsätzen erhalten auf Antrag den Titel „Ehrenspender“. Dafür gibt es jedes Jahr einen bezahlten Urlaub, eine kostenlose Vorzugsbehandlung im staatlichen Gesundheitssystem sowie ein jährliches Entgelt von mehr als 10.000 Rubel (knapp 140 Euro).

Tschechien

Blut kann man in Tschechien in den Transfusionsabteilungen vieler staatlicher und einiger privater Krankenhäuser spenden. Im Gegenzug bieten Krankenversicherungen Gutscheine für Erholungsaktivitäten wie Schwimmen, Massagen oder Saunabesuche an. Kommerzielle Plasmaspendedienste zahlen pro Besuch umgerechnet knapp 25 Euro und werben intensiv um Teilnehmer. Sie schicken das Plasma ins Ausland, wo es zur Herstellung von Medikamenten verwendet werden kann. Nach offiziellen Angaben gibt es rund 240.000 regelmäßige Spender, doch kommt es vor allem im Sommer zu Engpässen.

USA

Jedes Jahr spenden in den USA nach Angaben des Roten Kreuzes rund 6,8 Millionen Menschen Blut – weniger als zehn Prozent derer, die zugelassen wären. Blutspenden werden normalerweise nicht bezahlt, es gibt aber Kekse als Dank. Für Blutplasma-Spenden, eine deutlich aufwendigere Prozedur, gibt es Geld. Der Betrag hängt vom Betreiber des Spendenzentrums ab, gewöhnlich sind es rund 50 Dollar (etwa 45 Euro). Zuvor müssen strenge Medizintests absolviert werden. Blutplasma darf höchstens einmal pro Monat gespendet werden.

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