Ambulante Brückenpflege

Pflege der Kleinsten klappt nur im Verbund

Wenn Teilhabe nicht nur eine Floskel sein soll, brauchen Familien mit schwerkranken Kindern flexible Pflegehilfsangebote. In Rheinland-Pfalz ziehen Kassen und Politik mit.

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Der Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel (CDU) spricht sich für mehr sektorenübergreifende Angebote für Familien aus.

Der Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel (CDU) spricht sich für mehr sektorenübergreifende Angebote für Familien aus.

© netswärme e.V.

TRIER. Mit der ambulanten Brückenpflege hat der Verein nestwärme e.V. bereits gezeigt, dass die Versorgung schwerkranker Kinder keine Sektorengrenzen kennt: In der Wohngemeinschaft in Trier lernen Eltern mit pflegeintensiven Kindern seit 2017 den Übergang von der Klinik ins häusliche Umfeld.

Das braucht neben einem Umdenken in den Köpfen auch neue Finanzierungskonzepte. Das ist in der Kassenwelt, aber auch bei der Politik angekommen, wie sich kürzlich beim nestwärme-Symposium „Quo vadis ambulante Kinderkrankenpflege“ in Trier zeigte.

Bedarfsgerechte Angebote seien wichtig, so Christiane Firk, Bevollmächtigte des AOK-Vorstandes Rheinland-Pfalz. Die Kasse wolle diese auch weiterhin mithilfe ihrer Gestaltungsspielräume bei Verträgen fördern. Die AOK unterstützt seit 2018 die Brückenpflege durch eine speziell auf das Projekt abgestimmte Vereinbarung, der mittlerweile auch andere Kassen folgen.

Damit könnte auch das neueste Projekt von nestwärme gute Karten in Sachen Finanzierung haben: Ein Haus für Familien mit kranken Kindern, das neue Wohnformen für die kleinen Patienten, aber auch junge Erwachsene mit innovativen Entlastungs- und Beratungsangeboten für die Familien kombiniert.

„Nimmt man den Anspruch auf Teilhabe ernst, so geht es nicht mehr alleine um ambulante Kinderkrankenpflege, sondern darum, wie die verschiedenen Lebensräume entsprechend der Lebensphasen so gestaltet werden, dass sich kranke Kinder mit bedarfsgerechter Unterstützung so selbstbestimmt wie möglich bewegen können“, erklärte die 2. Vorsitzende von nestwärme, Elisabeth Schuh.

Das Land brauche solche „Leuchttürme“, so die gesundheitspolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz, Kathrin Anklam-Trapp. In einem Vorläufermodell, das der Verein bereits konzipiert hat, soll nun gezeigt werden, wie die sektorübergreifende Zusammenarbeit in einem Haus umgesetzt werden kann. Anklam-Trapp sagte in Trier zu, sich für die Finanzierung der wissenschaftlichen Begleitung einsetzen zu wollen.

Auch der Vorsitzende des Bundestag-Gesundheitsausschusses Erwin Rüddel (CDU) sprach sich für flexible und sektorenübergreifende Angebote in der Begleitung von Familien mit pflegebedürftigen Kindern aus. Unterstützung, die für Vereine wie nestwärme wichtig ist: „Das lineare Versorgungssystem treibt uns hier in die Enge und passt nicht mehr zu den Bedarfen der Familien“, stellte Schuh klar. „Sektorengrenzen müssen überwunden werden.“

Dabei brauche es Rahmenvereinbarungen in der häuslichen Kinderkrankenpflege, die Qualität und Preis gleichermaßen bestimmen, forderte Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste. (bpa)

nestwärme e.V.

  • Seit 1999 engagiert sich der Verein nestwärme für mehr Lebensqualität in Familien mit schwer kranken und behinderten Kindern-
  • 2017 startete in Trier die ambulante Brückenpflege. In der Wohngemeinschaft lernen Eltern mit pflegeintensiven Kindern den Übergang von der Klinik ins häusliche Umfeld.
  • 2018 wurde der Verein für sein Engagement mit dem Springer Medizin CharityAward ausgezeichnet.

Weitere Infos unter: https://nestwaerme.de/

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