Organspende-Lauf

Laufen für Herz und Nieren

Bereits zum achten Mal findet am 27. März der Organspendelauf in München statt. Für Professor Matthias Anthuber ist es keine Frage, sich für den Lauf zu engagieren.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Katja Mayer, ehemalige Triathletin, und Professor Matthias Anthuber werben für den Organspendelauf.

Katja Mayer, ehemalige Triathletin, und Professor Matthias Anthuber werben für den Organspendelauf.

© Ulrich Wirth

MÜNCHEN. Die Transplantationschirurgie sei ihm eine Herzensangelegenheit, sagt Professor Matthias Anthuber, und so verwundert es nicht, dass sich der Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Klinikum Augsburg auch über seinen Berufsalltag hinaus für die Organspende engagiert.

Am 27. März laden Anthuber und die ehemalige Triathletin Katja Mayer, Ironman-Siegerin von 1999, zum Organspendelauf in den Englischen Garten in München ein, um den Menschen eine Botschaft zu senden: „Es ist ein Akt der Solidarität, sich mit diesem Thema zu befassen und sich vielleicht sogar dafür zu entscheiden, künftig ein Organspender zu sein.“

Niere: Sieben Jahre Wartezeit

Anthuber ist seit 33 Jahren in der Transplantationschirurgie tätig. Seine berufliche Laufbahn begann er 1985 als damals jüngster Assistenzarzt der Herzchirurgie am Münchener Klinikum Großhadern, von wo er 1995 an die Uniklinik Regensburg wechselte und 2004 schließlich nach Augsburg zog.

In München sammelte er vor allem Erfahrungen in der Lebertransplantation, heute verpflanzt er ausschließlich Nieren. „Bei uns warten die Patienten derzeit im Durchschnitt sieben Jahre auf eine Niere“, sagt er im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“.

„Wenn man weiß, mit welchen Belastungen das einhergeht – dreimal die Woche für jeweils fünf bis sechs Stunden an die Dialyse –, dann kann man sich auch vorstellen, welch große Einschränkungen der Lebensqualität damit verbunden sind.“

Noch schlimmer dran seien jene Menschen, die verzweifelt auf eine Leber warteten. „Wenn ein schwerstleberkranker Patient nicht rechtzeitig ein Spenderorgan bekommt, ist das sein Todesurteil.“ Auch die Situation von Herzpatienten, die mit einem Kunstherzen zu leben gezwungen sind, sei in höchstem Maße belastend.

„All diesen Menschen kann durch eine Transplantation geholfen werden“, sagt Anthuber. „Das ist ein solch erfolgreiches Therapieverfahren, dass ich selbst immer wieder staune, wie gut es den Patienten nach einer Transplantation geht.“

"Jeden Tag sterben drei Menschen von der Warteliste"

Die mangelnde Organspendebereitschaft in Deutschland treibt den Transplantationschirurgen schon seit vielen Jahren um. „Wie ist das möglich, dass nach Statistiken 80 Prozent der Deutschen bereit sind, nach ihrem Tod ihre Organe zu spenden, aber nur maximal 30 Prozent einen Organspendeausweis haben?“

Deutschland, moniert der Arzt, sei in punkto Organspende inzwischen im Eurotransplant-Verbund Schlusslicht. „Dabei sterben jeden Tag drei Menschen, die auf einer Warteliste stehen.“

Anthuber will seine Mitbürger nicht missionieren, sondern zum Nachdenken anregen. „Darüber, wie sie selbst zur Organspende stehen“, erklärt der Arzt.

„Sie sollen wenigstens eine Entscheidung treffen, egal wie die ausfällt, auch ein Nein zur Organspende ist absolut in Ordnung. Aber wenn sie sich zur Organspende bekennen, dann wäre es auch schön, wenn sie einen Organspendeausweis ausfüllen und künftig mit sich führen.“

Ein Fan der Widerspruchsregelung

Die Ursache für die fehlende Spendenbereitschaft in Deutschland sieht der Chirurg vor allem in der mangelhaften Information zum Thema. „Wir müssen nicht nur intensiver aufklären, sondern auch früher damit beginnen, am besten schon in den Schulen und Sportvereinen“, sagt Anthuber.

„Und wir müssen den Menschen vor allem eines nehmen, und das ist die Angst. Viele haben Angst, dass sie eines Tages schwer verletzt ins Krankenhaus kommen und ihr Arzt nichts anderes im Kopf hat, als darüber nachzudenken, ob der Verletzte ein geeigneter Organspender sein könnte. Das ist so abwegig, so grotesk! Als ob wir den einen sterben lassen, um mit seinen Organen anderen zum Leben zu verhelfen!“

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn angestoßene Debatte zur Widerspruchsregelung findet der Augsburger Transplantationsmediziner überfällig. „Ich bin ein großer Freund dieser Lösung“, sagt er. Bei Eurotransplant sei Deutschland mittlerweile das einzige Land, das noch keine Widerspruchsregelung etabliert habe.

„Ich finde es zumutbar, dass der Staat seine Bürger fragt, ob sie im Todesfall ihre Organe spenden wollen oder nicht. Meiner Meinung nach ist das kein Eingriff in die persönliche Autonomie, weil ja niemand zur Organspende gezwungen wird. Auch wenn jemand sagt, dass er sich mit dem Thema nicht beschäftigen will, ist das okay. Dann kann er einfach mit Nein antworten, und schon ist es gut.“

Hunderte Teilnehmer angemeldet

8. Organspendelauf in München

  • Am 27. März um 18 Uhr startet der Organspendelauf am Chinesischen Turm im Englischen Garten, München.
  • Drei Strecken von 2,5, 5 oder 10 Kilometer stehen Läufern, Walkern oder Rollstuhlfahrern zur Auswahl.
  • Die Startgebühr beträgt 20 Euro. Acht Euro davon gehen als Spende an das Rehazentrum Ederhof, die Kinderhilfe Organtransplantation und den Joachim-Deckarm-Fonds der Deutschen Sporthilfe.
  • Alle 1000 Startplätze sind sind mittlerweile vergeben. www.organspendelauf.de

Zum Organspendelauf am 27. März haben sich bereits Hunderte Teilnehmer angemeldet, darunter so prominente Mitstreiter wie Klaus Wolfermann, 1972 Olympiasieger im Speerwurf, und Leichtathletiklegende Heike Drechsler.

Sehr wahrscheinlich mit dabei ist auch der ehemalige Handballnationalspieler Stefan Kretzschmar, nicht von ungefähr ein guter Freund des engagierten Arztes.

Denn Matthias Anthuber war in einem früheren Leben selbst Handballer, und das auf höchstem Niveau: Für den TSV Milbertshofen und den MTSV Schwabing spielte der Transplantationschirurg einst in der Bundesliga und zweimal sogar für die A-Nationalmannschaft, berufen von niemand Geringerem als dem „Magier“, Handballtrainer Vlado Stenzel.

„Den Organspendelauf habe ich nicht erfunden“, stellt Anthuber klar, „den gibt es schon seit sieben Jahren im Rahmen des Deutschen Chirurgenkongresses.

Bislang sind jedoch nur immer rund 150 Teilnehmer meist in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kongressgebäude gelaufen. Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie wollte ich diesen Lauf auch für Nichtmediziner öffnen. “

Künftig soll der Lauf jährlich abwechselnd in München und Berlin stattfinden, wie gewohnt zeitgleich mit dem Deutschen Chirurgenkongress.

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