Der Streit ums Honorar eskaliert

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Die KBV will zu festen Punktwerten und einer Einzelleistungsvergütung. Dabei explodiert 1991 die Leistungsmenge.

Köln, im Herbst 1991. Anfang September billigt der KBV-Länderausschuss das Honorarpaket mit den Ersatzkassen: Rückwirkend zum 1. Juli soll der Punktwert auf elf Pfennig steigen, mit Ausnahme des Labors errechnet sich die Gesamtvergütung wieder auf der Basis der erbrachten Einzelleistungen.

Wenige Wochen später gelingt es, eine Honorarempfehlung für die Primärkassen auszusprechen: Feste Punktwerte zwischen 9,2 und 10,7 Pfennig im Jahr 1992 und 9,8 bis elf Pfennig im Jahr 1993.

Der Durchbruch scheint geschafft. Länder-KVen und Honorarspezialisten wie der heutige hessische KV-Vize Gerd Zimmermann haben zwar 13 Pfennig und mehr gefordert, doch dies hätte aus Sicht der KBV das Ziel gefährdet, den Honorardeckel zu beseitigen.

Ende September lässt VdAK-Chef Eckart Fiedler den Honorarvertrag platzen. Der Grund: Im zweiten Quartal 1991 haben die Kassenärzte 13 Prozent mehr Leistungen als im gleichen Vorjahreszeitraum abgerechnet.

Der VdAK fordert eine "unauffällige" Mengenentwicklung für das dritte Quartal und eine Abwertung von Großgeräteleistungen.

In Reaktion darauf droht der KBV-Vorsitzende Dr. Ulrich Oesingmann, den Ausbau der ambulanten Medizin zur Entlastung der Krankenhäuser zu stoppen und keine medizinischen Innovationen mehr ins Leistungsspektrum der Kassenärzte aufzunehmen. "Die Grenze des Unerträglichen ist für die Kassenärzte überschritten."

Tatsächlich haben die niedergelassenen Ärzte im ersten Halbjahr 1991 ein Honorarwachstum von sechs Prozent. Die gesamte Leistungsmenge für alle Kassen ist um 9,5 Prozent gewachsen.

Wachstumstreiber sind dabei Laborleistungen (14 Prozent), Onkologie (29 Prozent), Dialyse (66 Prozent) sowie Neurologie und Psychiatrie (18 Prozent).

Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das die Ärzte betreiben. Nur wollen sie nichts davon wissen. Sie werden es ein Jahr später, als Horst Seehofer die glücklose Gerda Hasselfeldt ablöst, bitter für viele Jahre spüren. (HL)

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