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Unermüdlicher Einsatz für HIV-infizierte Kinder

Dürfen Kinder mit HIV noch in die Tagesstätte? Unsicherheit im Umgang mit einer HIV-Infektion ist in Deutschland oft noch Alltag. Die Michael Stich Stiftung setzt sich für die betroffenen Kinder ein - und will aufklären.

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Voller Einsatz: Ex-Tennis-Star Michael Stich (l.) paddelt beim Drachenboot Cup seiner Stiftung in Hamburg.

Voller Einsatz: Ex-Tennis-Star Michael Stich (l.) paddelt beim Drachenboot Cup seiner Stiftung in Hamburg.

© Strussfoto / imago

In Deutschland leben etwa 67 000 Menschen, die mit dem HI-Virus infiziert sind, davon vier Fünftel Männer und ein Fünftel Frauen. Jedes Jahr registriert das Robert-Koch-Institut etwa 3000 Neu-Infektionen, 25 mal wurde dabei im vergangenen Jahr eine Neu-Infektion bei Kindern und Neugeborenen registriert. Insgesamt wird die Zahl der HIV-infizierten und durch HIV exponierten Kinder in Deutschland auf 600 geschätzt. Ihnen gibt die Michael Stich Stiftung eine Lobby, die 1994 von dem ehemaligen Tennisstar ins Leben gerufen worden ist.

"HIV-infizierte und an Aids erkrankte Kinder sowie Kinder mit infizierten Familienangehörigen stoßen in unserer Gesellschaft auf eine Mauer der Ablehnung", sagt der ehemalige Wimbledon- und Olympiasieger. "Obwohl sie unschuldige Opfer sind und oft großes Leid ertragen müssen, bringt ihnen die Gesellschaft kaum Mitleid entgegen. Zu groß ist die Angst vor Ansteckung und Unsicherheit im Umgang mit HIV und Aids."

Unsicherheit und Unwissen prägen den Umgang

Die Konsequenzen dieser Ängste und Unsicherheiten bekommen die Betroffenen im Alltag zu spüren: Sie werden aus Krabbelstuben, Kindergärten und Schulen ausgeschlossen, man verweigert ihnen die Teilnahme am Fußballtraining oder Ballettunterricht, Geburtstagsfeiern ihrer Freunde sind für sie oft tabu. Die fadenscheinige Begründung: HIV-infizierte Kinder seien eine Gefahr für die anderen, gesunden Kinder. Die Konsequenz: Betroffene Familien verschweigen die Infektion häufig und landen meist in der Isolation.

Sie aus dieser Isolation wieder zu befreien - das hat sich die Michael Stich Stiftung zum Ziel gesetzt. Ein offener Umgang mit HIV und Aids bedeutet vor allem zu wissen, wie man sich mit HIV infizieren kann und wie nicht. "Wer keine Angst hat, wird niemanden mehr ausgrenzen", so Stich. Daher hat sich seine Stiftung der Aufklärung verschrieben. In Anzeigenkampagnen und TV-Spots wirbt sie für Safer Sex, Ärzte sprechen in ihrem Auftrag an Schulen über HIV und Aids, und in einem eigens entwickelten Theaterstück erläutert ein junger Mann die Folgen einer Infektion.

Das wichtigste Ziel der Michael Stich Stiftung jedoch lautet: HIV-infizierten Kindern ein Lachen zu schenken. "Das tun wir, indem wir den Kindern ihre ganz persönlichen, kleinen Wünsche erfüllen", erläutert der Stiftungsgründer. "Es sind die einfachen Dinge, die Kinderaugen leuchten lassen: der neue Schulranzen, der Urlaub auf dem Bauernhof, die Zahnspange oder die neue coole Brille." Finanziert werden darüber hinaus beispielsweise die Babymilch für HIV-exponierte Säuglinge, Babykleidung und -ausstattung, Spielsachen, die Einrichtung von Kinderzimmern, Geburtstagsfeiern, Weihnachtsgeschenke, die Mitgliedschaft in Sportvereinen, Nachhilfeunterricht, Reitstunden, Musikunterricht, Klassenfahrten und Sprachreisen.

Die Michael Stich Stiftung finanziert sich eigenen Angaben nach ausschließlich durch Spenden - vom Stifter selbst, von Einzelpersonen, Firmen, Vereinen und Geldern, die auf Benefizveranstaltungen eingeworben werden. Zum Beispiel bei dem seit sechs Jahren stattfindenden Drachenbootrennen auf der Binnenalster in Hamburg: In diesem Jahr paddelten 17 Teams für den guten Zweck.

Ein Comic soll Jugendlichen helfen, mit HIV umzugehen

Um den Betroffenen unbürokratisch zu helfen, arbeitet die Stiftung bundesweit mit Institutionen wie Aids-Hilfen, HIV-Ambulanzen der Uni-Kinderkliniken, Gesundheitsämtern und karitativen Einrichtungen zusammen. Darüber hinaus finanziert sie Arzt- und Schwesternstellen, Kunsttherapeuten und Sozialpädagogen an den Unikliniken, um die optimale Betreuung und Versorgung der betroffenen Kinder zu gewährleisten. In Kooperation mit dem Uniklinikum München wurde ein Comic finanziert, der HIV-positiven Jugendlichen dabei helfen soll, mit ihrer Krankheit umzugehen.

"Wir erfahren großartige Unterstützung aus den verschiedensten Bereichen, insbesondere durch Beratungsstellen und Kliniken", fasst Michael Stich zusammen. "Dadurch ist es uns gelungen, fast alle in Deutschland lebenden HIV-betroffenen Kinder zu unterstützen."

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Die 1994 vom ehemaligen Tennisprofi Michael Stich gegründete Stiftung setzt sich für Kinder ein, die HIV-infiziert, von HIV betroffen oder an Aids erkrankt sind. Neben der Direkthilfe für Betroffene, beispielsweise Babynahrung, Kleidung, Ausstattung, Unterricht, Ferien oder Klassenfahrten, finanziert die Stiftung auch Stellen für Ärzte, Schwestern, Therapeuten oder Sozialpädagogen. Darüber hinaus hat sich die Stiftung seit 2006 auch zur Aufgabe gemacht, die Aufklärung und Prävention im Bereich HIV und Aids mit eigenen Anzeigenkampagnen und TV-Spots mitzugestalten. Die Michael Stich Stiftung finanziert sich ausschließlich durch Spenden.

www.michael-stich-stiftung.de

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