Kandidat für den Springer Medizin CharityAward 2011: Special Olympics Deutschland

Eine Chance für geistig behinderte Sportler

Sie trainieren regelmäßig für regionale und nationale Wettbewerbe und werden dabei intensiv von Ärzten betreut: 40.000 Kinder und Erwachsene mit Behinderung sind aktive Athleten bei Special Olympics Deutschland.

Von Ursula Armstrong Veröffentlicht:
Zahn-Untersuchung bei einem behinderten Sportler: das gehört zum Programm "Healthy Athletes".

Zahn-Untersuchung bei einem behinderten Sportler: das gehört zum Programm "Healthy Athletes".

© SOD/Mathias Sellhuber

Eines der weltgrößten Sportevents 2011 findet in vom 25. Juni bis zum 4. Juli in Athen statt: 7500 Sportler aus 172 Ländern werden in 22 Sportarten an den Start gehen. Doch die 13. Special Olympics World Summer Games sind keine Spiele wie andere: Bei den Weltsommerspielen werden alle Sportler mit geistiger Behinderung geehrt, unabhängig von ihrem Leistungslevel.

Wichtig für diese Athleten ist, ihr Bestes zu geben und dafür Applaus zu bekommen. Zum Konzept dieser außergewöhnlichen Spiele gehört auch das Gesundheitsprogramm "Healthy Athletes", denn die Bewegung Special Olympics bedeutet mehr als Sport.

Die Organisation Special Olympics wurde 1968 von Eunice Kennedy-Shriver gegründet. Die geistige Behinderung ihrer Schwester Rosemary hatte sie auf die Idee gebracht. Heute trainieren mehr als 3,1 Millionen Athleten mit geistiger Behinderung in 175 Ländern der Welt nach den Regeln von Special Olympics.

Special Olympics Deutschland

Die Sportorganisation Special Olympics versteht sich als Alltagsbewegung mit einem medizinischen Angebot für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. 1968 wurde Special Olympics in den USA gegründet, vor 20 Jahren kam die Bewegung nach Deutschland. Special Olympics Deutschland e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus Spendengeldern und Mitgliedsbeiträgen finanziert.

Bei den Wettbewerben werden Sportler auch medizinisch untersucht, betreut und beraten. Seit 2004 gibt es das Programm Healthy Athletes. Etwa 2000 Ärzte, Zahnärzte, Angehörige anderer medizinischer Fachberufe arbeiten ehrenamtlich mit. Bislang gibt es keine öffentliche Förderung des Gesundheitsprogramms Healthy Athletes.

www.specialolympics.de

Vor 20 Jahren wurde Special Olympics auch in Deutschland gegründet - mit dem Motto "In jedem von uns steckt ein Held". Von den etwa 480.000 Menschen mit geistiger Behinderung in Deutschland sind derzeit 40.000 Athleten bei Special Olympics Deutschland.

Kinder und Erwachsene mit geistiger Behinderung können regelmäßig in 26 Einzel- und Teamsportarten von Badminton bis Leichtathletik, Basketball bis Reiten, Eiskunstlauf bis Alpinski trainieren. Jährlich finden etwa 150 regionale und ein nationaler Wettbewerb statt.

Außerdem gibt es alle zwei Jahre Weltspiele. Im Vordergrund stehen immer die individuellen Leistungen sowie vor allem auch die Verbesserung der Gesundheit.

Menschen mit geistiger Behinderung haben ein um 40 Prozent höheres Risiko für zusätzliche gesundheitliche Einschränkungen wie Übergewicht, unbehandelte Hör- oder Sehminderungen oder Fußschäden als Menschen ohne Behinderungen, erklärt Dr. Imke Kaschke, Manager Healthy Athletes bei Special Olympics Deutschland.

Daher werden seit 2004 die Sportwettbewerbe genutzt, um mit dem Programm "Healthy Athletes" die Sportler zu untersuchen, zu betreuen und zu beraten. Nicht nur die Betroffenen selbst, auch Angehörige, Familien und Betreuer werden jeweils informiert. Dabei richtet sich das Angebot auch an geistig Behinderte aus Schulen, Wohneinrichtungen und Werkstätten in der Umgebung der Veranstaltungsorte.

Mehr als 16 000 derartige kostenlose Beratungen und Screenings seien seit 2004 gemacht worden, berichtet Kaschke. Dabei hätten etwa 2000 Ärzte, Zahnärzte, Angehörige anderer medizinischer Berufe und Studenten ehrenamtlich mitgearbeitet.

Die Untersuchungen gliedern sich auf in sechs Bereiche:

  • "Fit Feet", die Fußdiagnostik und Ganganalyse,
  • "FUNFitness", die Untersuchung motorischer Fähigkeiten, Dehnung und Kräftigung der Muskulatur,
  • "Health Promotion", die Beratung für einen gesunden Lebensstil, Ernährung und Suchtprävention,
  • "Healthy Hearing", die Untersuchung der Hörfähigkeit und Überprüfung von Hörhilfen,
  • "Opening Eyes", die Untersuchung der Sehkraft und Anpassung von Brillen, auch Sonnen- und Sportbrillen,
  • "Special Smiles", die zahnärztlichen Untersuchungen, Beratung und Anleitung zur Zahnpflege.

Jedes der sechs Gesundheitsprogramme wird ehrenamtlich entsprechend der Fachdisziplin geleitet. Geräte und Ausrüstungen werden teilweise durch Firmen zur Verfügung gestellt, für weitere Kosten müssen Sponsoren gewonnen werden. Bislang gibt es keine öffentliche Förderung des Gesundheitsprogramms.

Die Ergebnisse der Healthy-Athletes-Screenings sind erschreckend: Fast 40 Prozent der untersuchten Athleten sind übergewichtig, mehr als 70 Prozent haben Nagel- oder Hauterkrankungen. Fast jeder dritte benötigt eine Weiterbehandlung wegen unerkannter Hörminderung, sogar jeder zweite eine zahnärztliche Behandlung. Mehr als 50 Prozent weisen eine nicht korrigierte Fehlsichtigkeit auf.

Die Ergebnisse werden anonymisiert erfasst und auch für gesundheitspolitische Diskussionen zur Verfügung gestellt. Bei Healthy Athletes setzen sich viele Ärzte, Zahnärzte und medizinische Fachberufler ehrenamtlich dafür ein, dass die Versorgung von geistig Behinderten langfristig verbessert wird. "Zielgerade ist Gesundheit und Prävention", so Imke Kaschke.

Zur Sonderseite Springer Medizin Charity-Award 2011

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