Kandidat für den Springer Medizin CharityAward 2012: Power-Child e.V.

"Du entscheidest, wer dich wann berühren darf"

In Deutschland werden Schätzungen zufolge jährlich 250.000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexueller Gewalt. Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, damit sie sich gegen Übergriffe wehren können, ist das Ziel des Münchener Vereins "Power-Child".

Von Pete Smith

Theaterstück im Kindergarten: Power-Child e.V. setzt auf Prävention.

Theaterstück im Kindergarten: Power-Child e.V. setzt auf Prävention.

© Power-Child e.V.

"Weißt du, Tom, ich mag selbst bestimmen, ob und wann mich jemand anfassen darf. Und wenn das mal jemand nicht versteht, dann sage ich: Nein, ich will das nicht."

Das ist die zentrale Botschaft, die der Verein Power-Child Kindern vermitteln will. Ob in dem Theaterstück "Ich bin stark. Du bist stark. Drachenstarke Mutgeschichten", konzipiert für Kindergartenkinder, oder in Präventionsprojekten für ältere Kinder und Jugendliche - immer geht es darum, Kinder in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken.

Denn selbstbewusste Kinder, zeigen Studien, sind vor Übergriffen deutlich besser geschützt.

In Deutschland werden jährlich schätzungsweise 250.000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexueller Gewalt. Im vergangenen Jahr wurden laut Bundeskriminalamt 12.444 Fälle von sexueller Gewalt an Kindern angezeigt, die Dunkelziffer liegt jedoch weitaus höher.

Oft stammen die Täter aus dem sozialen Umfeld der Kinder, weshalb es vielen Kindern umso schwerer fällt, sich gegen die Übergriffe zu wehren.

Hier setzt Power-Child an: Mit Hilfe kreativer Präventionsprojekte will der Münchner Verein Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt schützen.

In dem Stück "Ich bin stark. Du bist stark" müssen sich zwei Kinder gegen den bösen Drachen Feurio behaupten, der sie ständig einschüchtern will. Hilfe finden sie beim Mutmach-Drachen, der mit ihnen ein Lied einstudiert: "Mach mich stark und mach mir Mut, dann wird alles wieder gut."

Mutstunde im Kindergarten

Für die drei- bis sechsjährigen Zuschauer wird die Theaterführung auf diese Weise zur Mutstunde mitten im Kindergartenalltag. Die Eigenproduktion des Münchner Vereins ist eingebettet in ein Gesamtkonzept zur Prävention.

Power Child e.V.

Der gemeinnützige Verein Power-Child mit Sitz in München wurde 2002 auf Initiative des Marketingexperten Martin J. Krug gegründet.

In den vergangenen zehn Jahren hat der Verein ein bundesweites Präventionsnetzwerk zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt geknüpft.

Power-Child hat mehrere Theaterstücke konzipiert, die in Kindergärten und Grundschulen aufgeführt werden und Kinder in ihrem Selbstbewusstsein stärken sollen, damit sie sich besser vor Übergriffen schützen können.

Mit dem "Power-Child Mobil" leitet der Verein Kinder und Jugendliche auf Festivals an, wie sie sich in heiklen Situationen verhalten sollen.

www.power-child.de

Unter dem Motto "Sag ja zu dir und nein im richtigen Moment" werden auch Eltern, Lehrer und Beratungsstellen vor Ort einbezogen, so dass ein Netzwerk zur Verhinderung von sexueller Gewalt entstehen kann.

Seit acht Jahren tourt Power-Child e. V. mit verschiedenen Theaterstücken durch Deutschland, um in Kindergärten und Grundschulen für sein Anliegen zu werben. "Wer dich wann berühren darf, entscheidest du allein!", heißt es im Theaterstück "Nein heißt Nein", das sich an Grundschulkinder wendet.

Schätzungen zufolge wird jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder achte bis neunte Junge im Laufe seiner Kindheit einmal Opfer von sexueller Gewalt.

Power-Child wurde im April 2002 auf Initiative des Marketingexperten Martin J. Krug gegründet. Seine frühere Ehefrau, die Schauspielerin Veronica Ferres, unterstützte den Verein als Schirmherrin bis zum Sommer 2009.

In den zehn Jahren seines Bestehens hat der Verein ein bundesweites Präventionsnetzwerk geknüpft, das von vielen Ärzten, Bürgern und Prominenten (darunter Schauspieler Heiner Lauterbach, der ehemalige Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann sowie die Ärztin und Kickboxweltmeisterin Dr. Christine Theiss) unterstützt wird.

Sicherheitsquiz und Fühlkiste

Professor Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar an der Technischen Universität München, engagiert sich im Vorstand von Power-Child. "Meine Arbeit führt mir immer wieder die furchtbaren Folgen von sexueller Gewalt für die Opfer vor Augen", erklärt die Ärztin.

"Es ist mir ein echtes Anliegen, durch Prävention solche Übergriffe zu verhindern und Power-Child bei dieser wichtigen Arbeit zu unterstützen."

Mit dem "Power-Child Mobil" ist der Verein bundesweit auf Kinder- und Jugendfestivals, Workshops und Veranstaltungen unterwegs. Das auffällige Gefährt bietet Beratung und informiert über die Angebote des Vereins.

Bei einem Sicherheitsquiz können Kinder und Jugendliche ihr Wissen darüber hinterfragen und mittels einer Fühlkiste ihre haptische Wahrnehmung testen. Eltern und Erzieher erhalten die Gelegenheit, sich am Power-Child Mobil über optimalen Schutz und Stärkung ihrer Schutzbefohlenen zu informieren.

Darüber hinaus können Kinder an Workshops teilnehmen und beispielsweise ein Trillerpfeifen-Training absolvieren. Mit ihrer Beratungs-, Info- und Diskussionsplattform www.neinheisstnein.de bietet Power-Child Jugendlichen zudem ein Forum, das ihnen im Schutz der Anonymität Beratung ermöglicht.

Schlagworte:
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Experten fordern von Bund und Ländern verbindliche Vorgaben für die Kooperation von Rettungsleitstellen (Bild) und ärztlichem Bereitschaftsdienst.

© Heiko Rebsch / dpa / picture alliance

Reform des Rettungsdienstes

Bereitschaftsdienst und Rettungsleitstellen sollen eng aneinanderrücken

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung steht in vielen Ländern vor großen Herausforderungen. Ein Arzt aus Israel fordert deshalb mehr Zusammenarbeit.

© Vladislav / stock.adobe.com

Weiterentwicklung der Versorgung

Experte: Bei der Transformation international die Kräfte bündeln!

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen