Kandidat für den Springer Medizin CharityAward 2012: Paulinchen e.V.

Hilfe bei Narben, die fürs Leben zeichnen

Jedes Jahr müssen mehr als 30.000 Kinder wegen Verbrennungen oder Verbrühungen ärztlich behandelt werden. Die Initiative für brandverletzte Kinder "Paulinchen e.V." bietet betroffenen Familien Rat und Hilfe und setzt sich auch für eine breite Prävention ein.

Von Ursula Armstrong Veröffentlicht:
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, schon haben Kinder sich verbrüht. "Paulinchen e.V." hilft Betroffenen.

Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, schon haben Kinder sich verbrüht. "Paulinchen e.V." hilft Betroffenen.

© Paulinchen

Die Mutter der kleinen Jana (2) hatte sich am Frühstückstisch nur kurz umgedreht, um einen Teller aus dem Schrank zu holen. Diese Sekunden reichten aus, um das Leben von Jana und ihrer ganzen Familie für immer zu verändern.

Jana griff nach der heißen Kaffeetasse der Mutter, die in Reichweite auf dem Tisch stand. Die heiße Flüssigkeit verbrühte ihr die Schulter, den Hals und die Brust so tief, dass mehrfach Haut transplantiert werden musste. Sichtbare Narben werden Jana und ihre Mutter lebenslang an den Unfall erinnern.

Familien wie der von Jana steht "Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder e.V." mit Rat und Tat zur Seite. Benannt ist der Verein nach der traurigen Geschichte von Paulinchen und dem Feuerzeug aus dem Buch Struwwelpeter.

Dr. Gabriela Scheler aus Schwaig und Adelheid Gottwald aus Ratingen mussten erleben, dass ihre brandverletzten Kinder erst durch Zufälle in die Behandlung durch spezialisierte Ärzte kamen.

Aus dieser Erfahrung heraus gründeten sie 1993 "Paulinchen e.V." als Selbsthilfegruppe. Inzwischen ist aus der Initiative eine große, bundesweit tätige, gemeinnützig anerkannte Organisation geworden.

Behandlung schwerer Verbrennungen geht über Jahre

Paulinchen - Initiative für bandverletzte Kinder

"Paulinchen - Initiative für brandverletzte Kinder e.V." wurde 1993 von Müttern betroffener Kinder gegründet und ist eine bundesweit tätige und als gemeinnützig anerkannte Organisation. Das Kompetenznetzwerk des Vereins bietet Adressen spezialisierter Ärzte und Therapeuten und erfahrener Sanitätshäuser.

Über die kostenlose Paulinchen-Hotline 0800 0 112 123 können Experten erreicht werden. Außerdem wird in speziellen Broschüren, Ratgebern und Zeitschriften über thermische Verletzungen bei Kindern informiert.

Seit 1997 engagiert sich der Verein auch präventiv und ist Initiator und Ausrichter des bundesweiten "Tag des brandverletzten Kindes" am 7. Dezember. (ug)

www.paulinchen.de

In Deutschland müssen jährlich mehr als 30.000 Kinder wegen thermischer Verletzungen ärztlich behandelt werden. Davon verbrennen sich jedes Jahr 6000 Kinder so schwer, dass sie stationär behandelt werden müssen.

"Brandverletzungen sind ganz besonders schmerzhaft, die Behandlung schwerer Verbrennungen geht über Jahre, die Kinder sind ein Leben lang durch Narben gezeichnet", so Professor Norbert Pallua, Direktor der Klinik für Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie an der RWTH Aachen, der medizinische Schirmherr von Paulinchen.

Die Beratung und Begleitung von betroffenen Familien nach dem Unfall sowie Hilfe während der Rehabilitation der Kinder gehört zu den Hauptaufgaben der Organisation. Die Initiative arbeitet eng mit Zentren für Schwerbrandverletzte und spezialisierten Fachleuten zusammen und hat so ein umfangreiches Netzwerk zum Thema "thermische Verletzungen bei Kindern" aufgebaut.

Dazu gibt es seit 1996 ein Seminar für Familien, als spezielle Hilfe in der langwierigen und schwierigen Rehazeit. Im Mai 2012 gab es das erste Paulinchen-Jugendwochenende, bei dem sich um die 20 betroffene Jugendliche ohne ihre Eltern zusammengefunden haben.

Doch Paulinchen hat sich nicht nur die Hilfe für betroffene Kinder und ihre Familien auf die Fahnen geschrieben, sondern vor allem auch die Prävention. Denn 60 Prozent aller Unfälle ließen sich durch Prävention vermeiden, hat eine Studie ergeben.

Also wurden einige Kampagnen entwickelt, um Kinder vor Verbrennungen und Verbrühungen zu schützen. "Wer die Gefahren kennt, kann sein Kind am besten schützen", bestätigt Klinik-Direktor Pallua.

Die Präventions-Broschüre "Aktion Paulinchen - So schützen Sie Ihr Kind vor Verbrennungen und Verbrühungen" wurde bisher in neun Auflagen mit einer Gesamtstückzahl von 4,5 Millionen bundesweit verteilt.

Heute werden über die Hälfte der Familien mit Neugeborenen mit der "Aktion Paulinchen" erreicht.

"Vorsicht mit heißen Flüssigkeiten"

Eine weitere Kampagne hat den Titel "Sicher grillen ohne Spiritus". Jährlich kommt es in Deutschland zu etwa 4000 Unfällen durch die Verwendung von Brandbeschleunigern beim Grillen.

Das eindrucksvolle und schaurige Motiv der Paulinchen-Kampagne zum sicheren Grillen ist deshalb eine Feuerhand, die von einem Grill aufsteigt und nach einem spielenden Kind greift.

Eine weitere Kampagne warnt: "Vorsicht mit heißen Flüssigkeiten". Denn die häufigste Ursache thermischer Unfälle bei Kindern unter fünf Jahren ist die Verbrühung.

Seit 2005 stagnieren die Unfallzahlen auf hohem Niveau. Deshalb wurde 2009 diese Kampagne speziell zum Schutz vor Verbrühungen entwickelt.

Nicht nur durch Kampagnen will die Organisation ihr Anliegen publik machen. Daher initiierte Paulinchen am 7. Dezember 2010 zum ersten Mal den bundesweiten "Tag des brandverletzten Kindes".

Im vergangenen Jahr wurde der Paulinchen-Aktionstag durch die Initiative "Land der Ideen" als "Ausgewählter Ort 2011" ausgezeichnet.

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