Kandidat für Springer Medizin CharityAward 2012: Hospiz Balthasar/Forum "klartext"

Ein Hort für junge, schwerstkranke Menschen

Veröffentlicht:

Zwei Kandidaten für den CharityAward unter einem Dach: Das Kinder- und Jugendhospiz Balthasar und das Projekt "klartext", ein Forum, das Jugendlichen hilft, mit dem Tod umzugehen. Beide sind für den Preis 2012 nominiert.

Von Anne-Christin Gröger

Hilfe, wenn sich das Leben dem Ende neigt: Im Hospiz Balthasar erfahren Kinder Zuspruch.

Hilfe, wenn sich das Leben dem Ende neigt: Im Hospiz Balthasar erfahren Kinder Zuspruch.

© Kinder-/ Jugendhospiz Balthasar

Im Himmel eine Fußballmannschaft aufmachen - das wünscht sich der kleine Junge, der an einer unheilbaren Krankheit leidet und weiß, dass er sterben muss. Für Jugendliche und junge Erwachsene, die keine Chance auf Heilung haben, ist der Umgang mit ihrem Schicksal nicht immer einfach.

"Kinder haben oft eine erstaunliche Fähigkeit, ihr Schicksal anzunehmen. Bei Jugendlichen ist das nicht immer so", sagt Nicole Binnewitt, Sprecherin des Kinder- und Jugendhospizes in Olpe.

"Manche hadern mit ihrer Situation, manche reagieren mit Depressionen, andere verdrängen ihr Schicksal, aber viele gehen auch sehr offen mit ihrer Krankheit um und sind trotz allem unglaublich lebensbejahend."

Gerade im Jugendalter falle es vielen schwer, offen über ihre Gefühle zu sprechen.

Das Hospiz hat jetzt ein spezielles Forum zum Austausch geschaffen, die Anlaufstelle "klartext!". Jugendliche und junge Erwachsene, die entweder durch ihre eigene Krankheit oder durch den Verlust von Angehörigen oder Freunden mit Tod und Trauer konfrontiert sind, können sich hier telefonisch und anonym Rat von Experten suchen.

Sie können sich aber auch ungenannt im "klartext!"- Chatroom mit betroffenen Gleichaltrigen austauschen. "Es gibt viele Angebote im Bereich des Sorgentelefons und des Chatrooms, aber nur sehr wenige, die zum Schwerpunkt Trauer von Jugendlichen beraten", sagt Binnewitt. "Diese Lücke wollen wir schließen."

Das Angebot gilt bundesweit. Innerhalb des ersten Jahres haben sich knapp 260 Benutzer auf der "klartext!"-Internetseite registriert und in 471 Anrufen haben sich Jugendliche über 9000 Minuten lang am Telefon beraten lassen. Die Beratung übernehmen vier Trauerbegleiter und Pädagogen des Kinder- und Jugendhospizes Olpe.

Eine Gedenkecke mit Bildern und Texten

Hospiz Balthasar / Forum "klartext"

Das Jugendhospiz Olpe ist seit 2009 für schwerkranke Jugendliche und ihre Familien und Freunde da. Träger der Einrichtung ist die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe. Die medizinische Betreuung übernehmen Kinder- und Jugendärzte aus der Region, auch Kliniken sind beteiligt.

Das Hospiz hat auch das Forum "klartext" als Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene eingerichtet, die entweder durch ihre eigene Krankheit oder durch den Verlust von Angehörigen oder Freunden mit Tod und Trauer konfrontiert sind. Sie können sich anonym Rat von Experten suchen. (acg)

www.kinderhospiz-balthasar.de

www.klartext-trauer.de

Die Themen der Jugendlichen sind unterschiedlich, sagt Binnewitt. "Der Verlust eines oder beider Elternteile, der Verlust von Geschwistern oder die Trauer um lebensbedrohlich erkrankte oder verstorbene Freunde." Aber auch Jugendliche, die selbst an einer unheilbaren Krankheit leiden, können sich hier Hilfe holen.

"Klartext!" finanziert sich ausschließlich durch Spenden. In einer Gedenkecke auf der Seite können Trauernde einen Stern für den Verstorbenen anlegen und mit Bildern und Texten versehen.

Im Kinder- und Jugendhospiz Olpe, von dessen Mitarbeitern die Idee für eine Telefon- und Internetberatung junger Menschen gekommen ist, können unheilbar kranke Kinder und Jugendliche sowie deren Angehörige eine Entlastungsauszeit aus dem fordernden und anstrengenden Alltag zuhause nehmen.

Acht Kinder und vier Jugendliche haben gleichzeitig Platz in Olpe. Sie können Familienmitglieder oder Freunde mitbringen und mit ihnen bis zu vier Wochen im Jahr bleiben. "Der Aufenthalt soll sowohl ihnen als auch ihren Angehörigen eine Zeit der Entlastung vom anstrengenden Alltag zu Hause ermöglichen", sagt Binnewitt.

"In der letzten Lebensphase des Kindes können die Familien sofort aufgenommen werden und bis zum Versterben des Kindes bei uns bleiben. Auch nach dem Tod bleiben wir für die Familien eine Anlaufstelle - solange, wie sie uns brauchen."

Disco und Kino-Spätvorstellung

Behandlungsmöglichkeiten wie Musiktherapie, das Schwimmbad oder den Computerraum nutzen das Kinder- und Jugendhospiz gemeinsam. Kranke Teenager haben jedoch andere Bedürfnisse als jüngere Kinder. Deswegen sind die Räumlichkeiten voneinander getrennt.

Eine gute technische Ausstattung soll den Jugendlichen größtmögliche Selbstständigkeit bringen. Sie haben einen Internetzugang in ihren Zimmern und sie können selbstständig Licht, Rollos und die Lautstärke der Musik vom Bett aus steuern.

Ausflüge in die Spätvorstellung ins Kino gehören ebenso zum Freizeit-Programm wie gelegentliche Discoabende im Bewegungsraum im Untergeschoss. Die Mitarbeiter im Jugendhospiz organisieren viele Aktivitäten, die den jungen Menschen zuhause wegen ihrer Krankheit nicht möglich sind.

Die Jugendlichen kommen aus ganz Deutschland nach Olpe, solange der Transport noch möglich ist. Viele Patienten leiden unter Stoffwechsel- und Muskelerkrankungen, Onkologie-Patienten sind eher selten.

Schlagworte:
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen