Grapefruitsaft verringert Wirkstoffaufnahme

Lange bekannt: Grapefruitsaft verstärkt bei gleichzeitiger Einnahme die Wirkung einiger Medikamente. Nach neuen Erkenntnissen kann auch das Gegenteil der Fall sein.

Veröffentlicht:

Wer seine Arzneimittel zusammen mit Grapefruitsaft einnimmt, riskiert die verstärkte Wirkung einiger Arzneistoffe bis hin zu einer toxischen Überdosierung. Denn verschiedene Substanzen werden durch Inhaltsstoffe der sauren Frucht vermehrt absorbiert. Grund hierfür ist die Hemmung des Arzneistoffe abbauenden Enzyms CYP3A4, wodurch sich die Wirkstoffkonzentration im Blut erhöht.

Jetzt konnten Wissenschaftler der University of Western Ontario jedoch erstmals eine verringerte Absorptionsrate nachweisen. Die Ergebnisse dazu stellten sie im August auf dem 236th National Meeting of the American Chemical Society in Philadelphia vor. Im Rahmen der Studie nahmen gesunde Probanden das Antihistaminikum Fexofenadin zusammen mit einem Glas Grapefruitsaft oder nur mit einem Glas Wasser ein. Verglichen mit der Kontrollgruppe kam bei der "Grapefruitgruppe" nur die Hälfte der Wirkstoffmenge im Blut an.

Die Wissenschaftler entschlüsselten auch den Wirkmechanismus: Das in dem Saft der Grapefruit enthaltende Naringin, ein Flavonoidglykosid, hemmt das organische Anion-Transportpeptid OATP1A2. Dieser Transporter nimmt eine Schlüsselstellung bei der Aufnahme des Wirkstoffs im Dünndarm ein.

Weitere Untersuchungen der Forscher zeigen zudem, dass die gleichzeitige Einnahme von Grapefruitsaft und dem Zytostatikum Etoposid, den Beta-Blockern Atenolol, Celiprolol und Talinolol, dem Immunsuppressivum Ciclosporin, einigen Antibiotika wie Ciprofloxacin und Levofloxacin sowie dem Antimykotikum Itraconazol dazu führen, dass die Arzneistoffe nicht in ausreichendem Maße vom Körper aufgenommen werden.

Aber nicht nur Grapefruitsaft, sondern auch Orangen- und Apfelsaft können Entsprechendes bewirken. Sie enthalten vermutlich naringin-ähnliche Substanzen. In Orangensaft konnte Hesperidin identifiziert werden, für Apfelsaft ist die Substanz noch nicht bekannt, so die Wissenschaftler. (kig)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert