Späher, Spickzettel und flatterhafte Flugobjekte

Längst nicht alle Teams der FIFA-Fußball-WM in Südafrika haben bisher überzeugen können. Heute tritt die deutsche Mannschaft in ihrem zweiten WM-Spiel gegen Serbien an. Und die Erwartungen im Land sind extrem hoch.

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Kommt ein Spieler geflogen: Jorge Fucile (l.) aus Uruguay, in der Luft, Kagisho Dikgacoi (r.), Südafrika, am Boden

Kommt ein Spieler geflogen: Jorge Fucile (l.) aus Uruguay, in der Luft, Kagisho Dikgacoi (r.), Südafrika, am Boden

© dpa

KÖLN (dpa). Sie wissen alles, doch sie sagen nichts: Vor dem WM-Spiel am Freitag gegen Serbien herrscht in der Scouting-Abteilung der Deutschen Sporthochschule Köln "Top Secret". Hier werden im Auftrag des DFB die Gegner der deutschen Kicker analysiert. Der größte und bekannteste Erfolg der Kölner: Der Spickzettel von Torwart Jens Lehmann im Elfmeterschießen des WM-Viertelfinals von 2006 gegen Argentinien.

"Die Serben sind ein sehr unangenehmer Gegner und stehen mit dem Rücken zur Wand. Alles andere unterliegt dem Betriebsgeheimnis", erklärt Stephan Nopp, Leiter des Projekts. Vor dem WM-Härtetest glühen die Drähte zwischen Köln und dem DFB-Camp in Südafrika. Mit Chefscout Urs Siegenthaler und Co-Trainer Hansi Flick haben die Kölner direkte Ansprechpartner im DFB-Team. "Zu den Spielern haben wir aber keinen Kontakt", stellt Nopp klar.

55 Studenten sammeln Daten zur Taktik

Noch am Dienstag wurden vom DFB weitere Informationen zum Gegner Serbien geordert. Das Trainerteam um Joachim Löw verwendet die Daten zur Spielausrichtung der eigenen Elf. 55 Studenten der Hochschule sammeln neben Taktik-Daten auch Informationen zu Land und Kultur des jeweiligen Gegners. Dabei steht für Nopp das Ziel im Vordergrund, "ein umfassendes Bild des Gegners zu präsentieren".

Seit 2005 besteht die Kooperation zwischen dem Deutschen Fußball Bund und der Kölner Sporthochschule. Berühmt wurde die Arbeit der Männer um Stephan Nopp mit dem Spickzettel von Torwart Jens Lehmann im Elfmeterschießen des WM- Viertelfinales 2006. In der Schule verpönt, auf dem Fußballplatz gefeiert: Inzwischen ist das kleine Stück Papier Bestandteil deutscher Sportgeschichte. Der Spicker hat es sogar bis ins Haus der Geschichte nach Bonn geschafft.

Nopp kann nicht ausschließen, dass auch in Südafrika wieder ein Zettel zum Einsatz kommt: "Auf diesem Niveau sind Kleinigkeiten spielentscheidend. Und natürlich haben wir auch wieder Informationen über die Elfmeterschützen zusammengetragen."

Joachim Löw will mit dem zweiten WM-Sieg in Südafrika ein "K.o.-Spiel" zum Gruppen-Abschluss vermeiden. Das vermittelte der Bundestrainer vor der Partie eindringlich seinem Personal. "Jogi hat ganz klare Worte gefunden", berichtete Teammanager Oliver Bierhoff vor dem Abflug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in den Spielort Port Elizabeth.

Bastian Schweinsteiger, der zwei Tage wegen eines Infektes mit dem Training aussetzen musste, steht für das zweite Gruppenspiel zur Verfügung. "Er ist topfit, genau wie die anderen Spieler", erklärte Bierhoff im Team-Quartier in Erasmia.   

  Pleiten, Pech und Pannen - bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ist derweil eine Diskussion über die ungewöhnlich hohe Zahl an Torwartfehlern entbrannt. Peinliche Fehlgriffe wie die des englischen Keepers Robert Green und seines algerischen Leidensgenossen Fawzi Chaouchi   bestimmten in der ersten Turnierwoche die Schlagzeilen.

Angesichts der vielen Spötteleien über das "Festival der Fliegenfänger" empfand Italiens derzeit verletzter Starkeeper Gianluigi Buffon Mitleid für seine gescholtenen Kollegen: "Ich hoffe nur, dass mir das nicht einmal in meinen schlimmsten Alpträumen passiert."

Fehlgriff-Quote hoch wie selten zuvor

Green und Chaouchi waren nicht die einzigen, die in den als knifflig geltenden ersten WM-Spielen Nerven zeigten. Paraguays Justo Villar schätzte beim 1:1 gegen Italien eine Flanke falsch ein, Nordkoreas Keeper Ri Myong-Guk ermöglichte mit einem Stellungsfehler Maicons spektakuläres Führungstor für Brasilien. Für diese Patzer macht Toni Schumacher die schlechte Ausbildung der Keeper verantwortlich. "So eine lange Tradition wie bei uns gibt es doch in kaum einem anderen Land, wo der Torwarttrainer seit Jahrzehnten zum Inventar eines Clubs gehört", sagte der deutsche Ex-Nationaltorhüter der "Welt".

Selten war die Fehlgriff-Quote höher. Alle Versuche, den neuen WM-Ball "Jabulani" für die Torwartfehler verantwortlich zu machen, hält Schumacher für fragwürdig: "Der soll schuld an all den Patzern sein? Nie im Leben. Die Klagen über den Ball kommen alle Jahre wieder. Das lasse ich nicht gelten."

Gleichwohl wurde die bereits vor dem Beginn der Weltmeisterschaft geäußerte Kritik an dem angeblich flatterhaften Flugobjekt wieder lauter. "Wir können unseren Torwart nicht kritisieren. Der Ball ist einfach tückisch", kommentierte Englands Kapitän Steven Gerrard den bisher gröbsten WM-Blackout von Green beim 1:1 im Spiel gegen die USA.

Weitere Berichte zur FIFA WM 2010 und Informationen zum WM-Tippspiel finden Sie auf unserer Sonderseite

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