Jubel ohne Ende - und der Countdown läuft

Keine Spiele heute und morgen bei der FIFA-WM in Südafrika. Deutschland rüstet sich derweil fürs Viertelfinale gegen Argentinien am nächsten Samstag - und die Fans sind weiter in allerbester Stimmung

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Deutsche Fans haben derzeit viel Grund zur Freude.

Deutsche Fans haben derzeit viel Grund zur Freude.

© Xinhua / Imago

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ERASMIA (dpa). Auch am ersten Ruhetag für die deutschen Spieler während der Fußball-Weltmeisterschaft wurde im Team-Quartier schon für das Argentinien-Spiel gearbeitet. Während sich ein Teil der Mannschaft um Lukas Podolski am Dienstag um 6.00 Uhr morgens auf Safari begab, kümmerte sich die medizinische Abteilung auch am trainingsfreien Tag intensiv um die "Wehwehchen" einiger Akteure, wie Joachim Löws Assistent Hansi Flick berichtete.

Vor allem der Stuttgarter Cacau kämpft nach seiner Verletzungspause beim 4:1-Erfolg gegen England um seine Rückkehr in den Kader für das Viertelfinale am Samstag in Kapstadt. Der Angreifer, wegen einer Bauchmuskelzerrung ausgefallen, sollte am Dienstag wieder eine erste Laufeinheit absolvieren. Man müsse aber bei Cacau "mit Blickrichtung Argentinien abwarten", sagte Flick. Bastian Schweinsteiger und Jérome Boateng hätten dagegen nach muskulären Problemen ihren Einsatz gegen England gut überstanden. Löw, Flick und Chefscout Urs Siegenthaler hatten am Montagabend den möglichen Endspiel-Gegner Brasilien beim 3:0-Sieg gegen Chile live in Johannesburg beobachtet. In ersten Besprechungen wurden im Trainerteam auch schon die Argentinier um Weltstar Lionel Messi analysiert.

Der Countdown auf das WM-Viertelfinale beginnt für Kapitän Philipp Lahm & Co. mit einer ersten gemeinsamen Übungseinheit an diesem Mittwoch. "Unser Ziel bleibt das Halbfinale, und das wollen wir auch erreichen", hatte Torjäger Miroslav Klose erklärt, der sein 100. Länderspiel mit einem Erfolg feiern möchte.

Mittwoch und Donnerstag sind erstmals Ruhetage in Südafrika - und Entzugserscheinungen in der Heimat dann nicht ausgeschlossen, meint Suchtexperte Michael Klein. Schließlich könne die WM suchtähnlichen Einfluss auf den Fußball-Fan ausüben. "Bei vielen Fans sind während dieser vier Wochen die sonstigen Lebensaktivitäten sehr eingeschränkt", sagte der Professor für Klinische und Sozialpsychologie an der Katholischen Hochschule Köln der Nachrichtenagentur dpa. "Das stellt ein Grundmerkmal einer Abhängigkeitserkrankung dar."

Klein, selbst "kontrollierter" Fußball-Liebhaber, sieht Parallelen zwischen Ball- und Drogenabhängigkeit: Typisch sei die Fixierung auf die jeweilige Droge und ein exzessiv ausgeführtes Verhalten. "Das haben wir in diesen vier Wochen bei den begeisterten Fans auch." Die so ausgelösten Glücksgefühle würden dann zumindest zeitweise einen Abschied von der "oft recht tristen Realität" ermöglichen.

Auslöser für den Lustgewinn ist das euphorische Gruppenerlebnis beim Public Viewing oder auch in kleiner Runde - so wie es auch im Fußballstadion auftritt. Dazu komme laut Klein die Begeisterung für die Unvorhersehbarkeit und Überraschungen im Sport, wenn beispielsweise Favoriten straucheln. Die Identifikation mit der Mannschaft tue ihr Übriges, auch wenn die Truppe mittlerweile hochgradig multikulturell ist. Doch wenn neben Lahm, Özil und Co. auch die versammelte Konkurrenz für zwei Tage ruht, dann droht der triste Alltag wieder Einzug zu halten.

Doch Klein kennt Wege, mögliche Entzugserscheinungen zu überbrücken: "Am besten wäre es, selbst aktiv zu werden. Aber ich glaube, dass das nur die wenigsten machen werden."

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