"Meet the dolphins" in Westaustralien

Die Bucht von Monkey Mia in Westaustralien ist inzwischen berühmt: Hier kann man wilde Delphine füttern. Aber auch sonst ist der Westen des Kontinents eine Reise wert.

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Peg ist eine 29 Jahre alte Delphindame. Viele Vormittage im Jahr schwimmt sie mit ihrer Familie in die Bucht von Monkey Mia, einem einstigen Fischernest an der westaustralischen Shark Bay. Dort, in der Nähe des Bootsanlegestegs, warten schon früh morgens einige Dutzend, manchmal Hunderte Schaulustige auf sie und ihre Artgenossen.

Wie sie vorwitzig den schlanken Kopf aus dem kristallklaren Wasser hebt und ihr Publikum mustert, sieht es so aus, als ob es Peg Spaß machte, zuzuhören, wie Karen, eine Mitarbeiterin des Umweltbüros Calm (Department of Conservation and Land Management), Geschichten über sie erzählt.

Die Fütterung der wilden Großen Tümmler von Monkey Mia gehört zu den bekannteren Attraktionen Westaustraliens. Sie begann in den 60er Jahren, als Fischer den Delphinen regelmäßig ein paar Fische zuwarfen. Mittlerweile fressen die Meeressäuger sogar den Touristen aus der Hand. Das Schauspiel ist vor allem ein Muß für Familien mit Kindern. Die Show findet unter strenger Aufsicht von Rangern statt. "Die Tiere bekommen so wenig, daß ihr natürlicher Jagdtrieb auf jeden Fall erhalten bleibt", sagt Karen.

An der 750 Kilometer nördlich von Perth gelegenen Shark Bay landete 1616 der Holländer Dirk Hartog. Er war einer der ersten Europäer, der Westaustralien betrat. Von der Schönheit des Landes ahnte er noch nichts: Seinen Auftraggebern in der Heimat meldete er, das Land sei unbewohnbar. Bis weit ins 20. Jahrhundert galt die Provinz-Hauptstadt Perth als die abgelegenste Millionenstadt der Welt.

Der interkontinentale Flugverkehr, das Internet, der Hunger der Weltwirtschaft nach den vielen Bodenschätzen Westaustraliens und die noch relativ jungen Öl- und Gasfunde vor der Küste bei Exmouth haben der Region seit Ende des 20. Jahrhunderts einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert. Westaustralien ist siebenmal so groß wie Deutschland, hat aber nur 1,9 Millionen Einwohner, von denen 1,4 Millionen in der Provinz-Hauptstadt Perth leben. Nördlich von Perth ist das Land oft über hunderte von Kilometern hinweg so gut wie menschenleer.

Am besten läßt sich Westaustralien per Mietwagen erkunden. Die etwa 2500 Kilometer lange Strecke von Perth nach Exmouth und zurück zum Beispiel, die sich für einen zehn- bis vierzehntägigen Ausflug empfiehlt, erfordert keinen Wagen mit Vierradantrieb. Selbst die Nationalparks sind bis auf wenige Ausnahmen mit normalen Klein- und Mittelklassewagen erkundbar.

Es gibt ausreichend Tankstellen und Übernachtungsmöglichkeiten. Ein achtsames Auge auf die Tankanzeige empfiehlt sich aber unbedingt, denn zwischen zwei Zapfstellen können einige hundert Kilometer liegen. Wegen der Rundfahrten in den Nationalparks und der Abstecher zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten abseits der Highways müssen Reisende für diesen Abschnitt mit etwa 4000 Kilometern rechnen.

Bevor die Reise nach Monkey Mia zu den Delphinen führt, steht eine Tour im Kalbarri Nationalpark an. Die Gegend am Murchison River gilt als eine der schönsten ganz Australiens. Tief in die Landschaft eingeschnitten mäandert der Fluß durchs Outback. Im Laufe der Jahrtausende hat er bizarre Skulpturen aus dem Fels gewaschen, die sich leicht auf dem sogenannten Loop Walk erwandern lassen.

Er führt auf acht Kilometern an Steilwänden entlang, teils sogar in den Felsen, rund um einige der Flußbiegungen. Vier Stunden sollte man für die Wanderung rechnen und unbedingt ausreichend Sonnenschutz und Wasser mitnehmen. Feste, knöchelhohe Schuhe sind bei allen Ausflügen ins Outback selbstverständlich. Nach Unwettern wie einem der typischen Zyklone, wie erst Ende März einer über die Westküste hinwegfegte, kann der Zugang zum Fluß gesperrt sein.

Der nördlichste Punkt der Reise ist Exmouth. Von dort aus ist das Ningaloo Riff am besten zu erreichen, das sich von Exmouth etwa 260 Kilometer nach Süden ausdehnt. Um den Vollmond im März stoßen alle Korallen des Riffs gleichzeitig ihre Ei- und Samenkapseln aus. Um diese Zeit tauchen vor dem Riff die bis zu 18 Meter langen Walhaie auf, möglicherweise angelockt von der gewaltigen Menge Eiweiß im Wasser.

"300 bis 400 Walhaie ziehen jedes Jahr entlang des Ningaloo Riffs", erklärt Melanie. Melanie ist Meeresbiologin und verdient sich ein paar Dollar zusätzlich, indem sie Touristen beim Schwimmen mit den vom Aussterben bedrohten Walhaien begleitet. Solche Versammlungen der größten Fische der Welt gibt es sonst nur vor der philippinischen Insel Pamilacan, im Golf von Kalifornien und vor den Küsten Mosambiques und Belizes. Etwa 330 australische Dollar (etwa 200 Euro) kostet das Vergnügen. Eine Garantie auf eine Begegnung mit einem der sanften Riesen gibt es nicht. Wer es wagt, sollte nicht zum ersten Mal schnorcheln und vor allem nicht seekrank werden.

Auf der Rückfahrt ist der Besuch des Nambung Nationalparks mit den bizarren Felsen, den "Pinnacles", ein Muß. Danach empfiehlt sich eine Nacht in der Priory Lodge in Dongara. Connie O’Meara und ihr Mann Terry renovieren den Bau aus dem Jahr 1881 seit 1997 in akribischer Kleinarbeit. Früher war das Haus ein Dominikanerinnenkloster. Noch ist nicht alles fertig, deshalb verzichten die Hoteliers auf Werbung. Aber es läßt sich schon erahnen, daß hier ein Kleinod entsteht. Die Preise für die zum Teil ballsaalgroßen Familienzimmer mit Bad sind mit umgerechnet 60 Euro pro Nacht (April 2006) spottbillig.

Die Bar im kolonialen Stil lädt dazu ein, gemeinsam mit den Mitreisenden die Begegnungen mit den Walhaien oder mit Peg, der alten Delphindame, noch einmal Revue passieren zu lassen.

Anno Fricke

Reisetips

Australien ist samt der vorgelagerten Inseln mit 7 686 848 Quadratkilometern das sechstgrößte Land der Welt. Der Kontinent ist dünn besiedelt: Auf einen Quadratkilometer kommen zwei Einwohner. Hauptstadt ist Canberra.

Anreise:

Lufthansa und ihre StarAlliance-Partner Singapore Airlines und Thai Airways (mit Umsteigen in Singapur oder Bangkok) sowie Quantas und Emirates Airways fliegen täglich ab Frankfurt/Main nach Perth. Skywest Airlines verbindet täglich Perth und Exmouth.

Einreise:

Für Australien ist ein Visum nötig. Visa besorgen die Reisebüros in Deutschland.

Geld:

Währung ist der australische Dollar (0,61 Euro). Geldautomaten, die EC-Karten annehmen, gibt es an vielen Tankstellen und in Supermärkten. MasterCard und Visa funktionieren problemlos. American Express und Diners werden nicht überall akzeptiert.

Unterkunft:

Unter den Hotels in Westaustralien ist die Priory Lodge eine Ausnahme (Telefon 00 61 / 8 / 99 27 10 90, Fax: 99 27 22 47). Viele Herbergen sind ein wenig angeschmuddelt, manche Zimmer stinken nach Insektenschutzmittel. Hübscher und oft auch zweckmäßiger ist es, sich in den vielen Camping- und Caravanparks einzuquartieren. Dort gibt es meist kleine Häuschen für bis zu sechs Personen mit voll eingerichteter Küche zu mieten (zwischen 80 und 120 Euro).

Informationen:

Infos zu den Delphinen in Monkey Mia gibt’s bei:

Department of Conservation and Land Management Telefon: 00 61 / 8 / 99 48 13 66 Internet: www.naturebase.net

Das Exmouth Visitor Centre ist sehr hilfreich beim Finden einer Bleibe und beim Buchen von Touren:

Telefon: 00 61 / 8 / 18 00 28 73 28 E-Mail: exmouth-tour@nwc.net.au

Australisches Fremdenverkehrsamt:

Neue Mainzer Straße 22 d 60311 Frankfurt/Main Telefon: 069 / 95 09 61 73 Internet: www.australia.com

Medizintips

Schutz vor Mücken ist wichtig!

Wer nach Australien fliegt, sollte gegen Tetanus und Diphtherie geimpft sein. Sind Hygienemängel zu erwarten, empfiehlt das Centrum für Reisemedizin auch die Impfung gegen Hepatitis A und bei sozialen Kontakten auch die gegen Hepatitis B.

Australien-Touristen sollte in der reisemedizinischen Beratung klar gemacht werden, wie wichtig dort guter Schutz vor Mücken ist. Denn Infektionen durch Viren, die von - meist nachtaktiven - Mücken übertragen werden, nehmen dort zu. Etwa das Ross-River-Fieber, eine endemische Polyarthritis, das besonders häufig in der Provinz Westaustralien mit der Stadt Perth und deren Umgebung vorkommt. Saison ist von Dezember bis Juni. Auch Dengue-Fieber, Japanische Enzephalitis und andere Viruserkrankungen, deren Erreger von Mücken übertragen werden, kommen in Australien vor.

Wichtig ist auch, mit Australien-Urlaubern über guten Sonnenschutz zu sprechen. Denn wegen des Ozonlochs ist in den Sommermonaten mit einer verstärkten Sonnenstrahlung zu rechnen. (ug) 

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