Schiffsunglück: Hoffnung auf weitere Überlebende

Es sollte eine einwöchige Mittelmeerkreuzfahrt werden, doch kurz nach dem Start kenterte die "Costa Concordia" mit mehr als 4200 Menschen an Bord. Drei Menschen starben vor Italiens Küste, Dutzende werden noch vermisst. Alle deutschen Passagiere haben das Unglück überlebt. Inzwischen wurde ein Paar aus Südkorea aus ihrer Kabine befreit - und die Retter hören Klopfgeräusche.

Veröffentlicht:

ROM. Schlimmes Ende einer Mittelmeerkreuzfahrt: Vor der toskanischen Küste ist ein Kreuzfahrtschiff gekentert. Bei dem schweren Schiffsunglück in der Nacht zum 14. Januar kamen zwei französische Passagiere und ein Crew-Mitglied aus Peru ums Leben. Dutzende Menschen wurden nach der Havarie in der Nähe der kleinen Insel Giglio noch vermisst.

67 Menschen an Bord der "Costa Concordia" wurden verletzt oder mussten zumindest ärztlich beobachtet werden, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Etwa 4230 Passagiere und Besatzungsmitglieder waren an Bord.

Die Crew hatte zunächst einen Stromausfall gemeldet

Die Crew hatte einen Stromausfall gemeldet, bevor das Schiff vom Kurs abkam. Nach ersten Ermittlungen habe das Schiff einen Felsen gerammt, sagte der Chef des Kreuzfahrtunternehmens Costa Crociera, Gianni Onorato, dem italienischen TV-Sender Sky 24. Der Kapitän, der in diesem Moment auf der Brücke gewesen sei, habe dann entschieden, das Schiff evakuieren zu lassen. Er wurde festgenommen.

Ermittlung gegen den Kapitän wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Kapitän wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und Herbeiführung eines Schiffbruchs. Die Präfektur in Grosseto teilte mit, sie lasse prüfen, wie die 2400 Tonnen Treibstoff in den Tanks gesichert werden könnten, um eine größere Umweltverschmutzung zu vermeiden.

Die 566 deutschen Passagiere sollten noch am Samstagabend wieder nach Deutschland kommen. Nach Angaben des Pressesprechers der Costa Kreuzfahrten, Werner Claasen, sollten sie von Rom mit Linienmaschinen der Lufthansa nach Deutschland fliegen. Zehn bis 12 der deutschen Passagiere sind nach seinem Kenntnisstand bei dem Unglück leicht verletzt worden. Doch auch sie sollten nach Hause fliegen.

Kreuzfahrtschiff in kompletter Schräglage vor Insel

Das 290 Meter lange Kreuzfahrtschiff lag in kompletter Schräglage vor der Insel. In einer Seite der "Costa Concordia" klaffte ein 70 Meter langer Riss. Offensichtlich habe es einen Felsen geschrammt, sagte ein Augenzeuge.

Passagiere sagten in mehreren Interviews, an Bord sei Panik ausgebrochen, die Rettung sei viel zu spät eingeleitet worden und chaotisch gewesen. Als das Schiff Schlagseite bekam, seien Passagiere in Panik geraten und über Bord gesprungen, sagte der Präfekt der Region Grosseto, Giuseppe Linardi.

Eine Reihe von Passagieren klagte, die Besatzung habe für die Rettungsaktionen nicht richtig ausgebildet gewirkt. Das zuständige Hafenamt von Livorno ordnete daraufhin eine Untersuchung zur Ursache des Unglücks sowie zum Umgang der Crew mit Rettungsbooten und Schwimmwesten an. Die zunehmende Neigung des Schiffes habe die ordnungsgemäß erfolgte Evakuierung sehr erschwert, erklärte die Kreuzfahrtgesellschaft.

Viele Passagiere sprangen ins kalte Wasser, um zu der nahen Insel zu schwimmen. Rettungsmannschaften berichteten, sie hätten bis zu 150 Menschen aus dem Meer geborgen und an Land gebracht. Die Suche nach den Vermissten geht weiter.

Verunglücktes Schiff wurde 2006 gebaut

Das Schiff wurde nach Angaben der Kreuzfahrtgesellschaft 2006 gebaut und bietet in 1500 Kabinen Platz für 3780 Passagiere, um die sich 1100 Besatzungsmitglieder kümmern. Es ist nicht der erste Zwischenfall mit der "Costa Concordia". 2008 hatte das Schiff bei der Einfahrt in den Hafen von Palermo in schwerem Sturm die Hafenbefestigung gerammt und war beschädigt worden.

Nach Auskunft des Branchenverbandes European Cruise Council (ECC) haben Kreuzfahrtschiffe in den vergangenen beiden Jahrzehnten weltweit mehr als 90 Millionen Passagiere befördert. 2010 gab es nach ECC-Angaben in Europa 198 Kreuzfahrtschiffe mit Kapazitäten von 100 bis 3600 Passagieren. (dpa)

Schlagworte:
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen