"Es tut in der Seele weh"

Schwere Unfälle schmerzen auch Olympia-Ärzte

Bei den Olympischen Spielen in Rio stehen den deutschen Athleten 24 Ärzte zur Verfügung. "Wir sind auf alles vorbereitet", sagt Olympia-Chefarzt Bernd Wolfarth. Schwere Verletzungen gehen auch ihm und seinem Team nahe.

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Für die deutschen Sportler da: Olympia-Chefarzt Bernd Wolfarth.

Für die deutschen Sportler da: Olympia-Chefarzt Bernd Wolfarth.

© Waerner/dpa

RIO DE JANEIRO. Es war einer dieser unglücklichen Momente, der die Ärzte im deutschen Olympia-Team nicht unberührt lässt. Schwere Verletzungen wie der Kreuzbandriss von Turner Andreas Toba schmerzen auch die Mediziner in Rio. "Wenn man sich für Sport interessiert, tut es einem in der Seele weh, wenn einer ausfällt", sagt Bernd Wolfarth, der deutsche Chefarzt im Olympischen Dorf.

Für den 50 Jahre alten Chefarzt für Sportmedizin an der Berliner Charité ist es nicht die erste schwere Verletzung, mit der er bei seinen mittlerweile sieben Winter- und Sommerspielen zu tun hatte. Bei den Peking-Spielen 2008 zog sich Handballer Pascal Hens eine schwere Fraktur im Knie zu, erinnert er sich noch gut.

Zum Wohl der Gesundheit entscheiden

Ebenfalls in Chinas Hauptstadt musste Wolfarth mit seinen Kollegen eine besonders knifflige Entscheidung treffen, nämlich den Ruder-Vierer vor dem Halbfinale aus dem Rennen zu nehmen, weil sich drei Skuller gleichzeitig eine fieberhafte Infektion zugezogen hatten.

"Die Athleten hatten dreieinhalb Jahre kein Rennen verloren und vier Jahre für Olympia trainiert", sagt Wolfarth. "Ihnen in dieser Situation klar zu machen, dass wir sie zum Wohle ihrer Gesundheit rausnehmen, war besonders schwer und eine sehr emotionale Situation."

Mit den Ergebnissen von Diagnosen und Untersuchungen gehen Wolfarth und seine Mediziner offen um, wenn der Athlet einverstanden ist. "Ich halte es für sinnvoll. Umso weniger unklare Aussagen es gibt, desto weniger Spekulationen werden angestellt", meint Wolfarth.

Zika-Risiko sei gering

In Rio de Janeiro stehen 24 Ärzte, 43 Physiotherapeuten und drei Sportpsychologen bereit, um Verletzungen und Krankheiten zu behandeln. "Wir sind auf alles vorbereitet, was den Athleten passieren kann", sagt Wolfarth. Abgesehen von der schweren Blessur von Toba sei es bisher noch sehr ruhig gewesen.

Auch das Problem mit der Mücke ist zum Glück keines mehr. "Ich bin etwas ungewollt zum Zika-Experten mutiert. Wir haben die Sache sehr ernst genommen", so Wolfarth.

Dutzende Sportler, unter anderem US-Radprofi Tejay van Garderen, hatten im Vorfeld angekündigt, wegen der Ansteckungsgefahr bewusst auf ihre Teilnahme zu verzichten. "Doch es kam, wie wir es erwartet hatten: Wir haben momentan eine geringe Moskito-Last, das Risiko von Neuinfektionen ist gering einzuschätzen", sagt er.

Auch das verschmutzte Wasser im Segelrevier hat zum Glück noch keinen Skipper krank gemacht. Allein 49er-Europameister Erik Heil hatte sich bei einer Testregatta vor Rio im Sommer 2015 eine Infektion durch resistente Keime zugezogen.

"Die Gesundheitsgefahr ist überdurchschnittlich groß, aber es gibt keine medizinische Prävention", erklärt Wolfarth. Dafür sollen die Segler das Einmaleins der Hygiene mit sorgfältigem Waschen nach Training und Wettkampf beachten.

"Ich hoffe, dass ich keinen Arzt brauche", meint Laser-Segler Philipp Buhl, "aber wenn ich ihn brauche, soll er etwas auf dem Kasten haben." (dpa)

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