Kein Tour-Start, wenn wegen Dopings ermittelt wird

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Von Pete Smith

NEU-ISENBURG. Die Organisatoren der an diesem Samstag beginnenden 91. Tour de France fürchten nichts so sehr wie eine Dopingaffäre, die an den Skandal 1998 um das Team Festina anknüpfen könnte. Und so waren sie schon im Vorfeld der dreiwöchigen "Großen Schleife" bemüht, alle Zweifel auszuräumen, man nehme den Kampf gegen Doping nicht ernst genug.

 

Eine Konsequenz: In diesem Jahr sind auch jene Fahrer von der Tour ausgeschlossen, gegen die wegen Dopings strafrechtlich ermittelt wird. Der internationale Radsportverband UCI unterstütze diese Politik, heißt es.

Nach zweitägigem Verhör EPO-Doping zugegeben

Hintergrund dieser Maßnahme ist die jüngste Doping-Affäre um das französische Team Cofidis. Dessen Starfahrer, der schottische Zeitfahr-Weltmeister David Millar, hat in einem zweitägigen Verhör durch die französische Polizei den Konsum von Erythropoeitin (EPO) gestanden. Die französische Sportzeitung "L‘Equipe" meldete zudem, daß in der Wohnung des 27jährigen leere EPO-Ampullen gefunden worden seien. Millar wurde inzwischen von der Tour ausgeschlossen.

Neben Millar ist der Cofidis-Fahrer Cédric Vasseur von der neuen Maßnahme betroffen. Auch gegen den Franzosen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Dopings. Zwei weitere Fahrer des Teams - Philippe Gaumont und Médéric Clain - wurden im Zuge der bereits seit März 2003 schwelenden Cofidis-Affäre entlassen. Gaumont wirft dem inzwischen geschaßten Cofidis-Teamarzt Dr. Jean-Jacques Minuet vor, in den Skandal verwickelt zu sein.

Die neue Politik der Tour-Organisatoren ist juristisch nicht unangreifbar. So war Cédric Vasseur wegen seiner möglichen Dopingverwicklungen bereits von den französischen Meisterschaften am vergangenen Wochenende ausgesperrt. Daraufhin beantragte das Cofidis-Team eine einstweilige Verfügung für einen Start seines Fahrers, der das Gericht auch stattgab. Bloß weil die richterliche Entscheidung zu spät kam, konnte Vasseur am Ende doch nicht an den Meisterschaften teilnehmen.

Widerstand gegen seinen möglichen Ausschluß hat auch der italienische Radprofi Danilo di Luca vom Team Saeco angekündigt. Di Luca ist einer von 15 Fahrern, gegen die im Zusammenhang mit den Razzien beim diesjährigen Giro d‘Italia ermittelt wird. Zwei weitere Fahrer, gegen die ermittelt wird, Eddy Mazzoleni von Saeco und Fabio Sacchi von Fassa Bortolo, wurden von ihren eigenen Teams nicht für die Tour nominiert.

Im Zentrum der Giro-Ermittlungen steht der italienische Sportarzt Dr. Carlo Santuccione. Er wird verdächtigt, Hunderten von Radsportlern Dopingpräparate verkauft zu haben. Santuccione ist Hausarzt der Familie Di Luca. Dieser wiederum brachte - aus Wut oder Berechnung - den fünfmaligen Tour-Sieger Lance Armstrong in Verruf.

Masseurin erhebt Vorwürfe gegen Tour-Favorit Armstrong

Gegen diesen erhebt eine ehemalige Masseurin des US-Postal-Teams in dem soeben erschienenen Buch "LA Confidenial - die Geheimnisse des Lance Armstrong" (Autoren: David Walsh und Pierre Ballester) schwere Doping-Vorwürfe. Di Luca: "Ich frage mich, ob Armstrong nach den Enthüllungen in dem neuen Buch am Start sein wird." Armstrong wehrt sich gegen die Anschuldigungen und will den Verlag sowie zwei Zeitungen, die die Vorwürfe vorab gedruckt hatten, auf Verleumdung verklagen.

Der internationale Radsportverband UCI hat im übrigen angekündigt, als letzter aller internationalen Sportverbände den Anti-Doping-Kodex der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) zu unterschreiben. Er will dies laut Wada-Chef Richard Pound Ende Juli nach der Tour de France tun. Immerhin noch vor den Olympischen Spielen von Athen. Die Unterschrift unter den Kodex ist Voraussetzung für die Teilnahme bei Olympia.

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