Behandlung während des Wettkampfs - dann stehen auch Ärzte im Rampenlicht

Veröffentlicht:

"Solche Schmerzen hatte ich noch nie", weinte die deutsche Hürdensprinterin Kirsten Bolm. Die Mannheimerin mußte ihr Rennen im Halbfinale über 100 Meter Hürden verletzt abbrechen. Noch auf der Bahn mußte sie wegen einer Zerrung im linken Oberschenkel behandelt werden. Den Oberschenkel dick verbunden und mit einem Eisbeutel gekühlt, wurde sie danach gleich in einer Klinik gebracht.

Wegen einer Verletzung aufgeben mußten schon einige deutsche Athleten in Athen. Prominentester ist wohl der fünfmalige Weltmeister im Diskus-Werfen: Lars Riedel hat eine Adduktorenverletzung. Bis gestern blieben allein zehn der nominierten 79 deutschen Leichtathleten wegen neuer und alter Verletzungen auf der Strecke. Die deutschen Mannschaftsärzte haben also viel zu tun bei diesen Olympischen Spielen.

26 Ärzte und 40 Physiotherapeuten gehören der medizinischen Abteilung in Athen an. Medizinischer Leiter und Chefarzt ist wieder Professor Wilfried Kindermann aus Saarbrücken. Die Apotheke und die medizinisch-technische Ausstattung wird koordiniert von Dr. Georg Huber aus Freiburg, unterstützt von Markus Scherer aus Bahlingen. Zur Ausstattung gehören etwa Ultraschall- und EKG-Geräte sowie Lungenfunktionseinheiten. Im Olympischen Dorf gibt es außerdem eine gut ausgestattete Poliklinik.

In Athen stehen die Ärzte wie die Athleten unter besonderem Streß, vor allem, wenn sie bei akuten Problemen während eines Wettkampfs helfen müssen. "Eine Verletzung vor laufenden Kameras mit ausbleibender oder mangelhafter medizinischer Primärversorgung stellt heutzutage für jeden Zuschauer eine offensichtliche Katastrophe dar", sagt etwa Dr. Karl-Heinz Kristen von der Orthopädischen Abteilung des Donauspitals in Wien in einer Mitteilung der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS). Dann stehen die Ärzte wie ihre Patienten im Rampenlicht der ganzen Welt.

Es mache die Arbeit leichter vor den Kameras, wenn die Teamärzte die Athleten und ihre persönlichen Schwachstellen bereits vor den Wettkämpfen gut kennen und auch wissen, welche Medikamente sie nehmen, so Kristen. Denn dann können sie in Krisensituationen - "und Verletzungen sind Krisensituationen", betont der Wiener Orthopäde - rasch eine optimale Strategie entwickeln.

Das hat sich auch beim deutschen Team in Athen ausgezahlt. Denn viele Sportler, vor allem bei den Leichtathleten, haben bereits seit längerem mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Auch Diskus-König Lars Riedel war nicht fit zu den Olympischen Spielen gekommen. Seit drei Monaten plagt ihn eine Adduktoren- und Schambeinentzündung, und er mußte mit Kortison behandelt werden. Aber dann sei es ihm wieder gut gegangen, und daß die Verletzung in diesem Ausmaß wieder aufbricht, sei nicht vorherzusehen gewesen, so Rüdiger Nickel, Verbandspräsident im Deutschen Leichtathletik-Verband in Athen. Jetzt steht Riedel wohl vor dem Aus seiner Karriere. (ug)

Lesen Sie dazu auch:

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Schwedische Studie

Post-COVID-Condition: Körperliches Training kann sinnvoll sein

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“