Nur jeder siebte in Deutschland macht genug Sport

WÜRZBURG (mf). Obwohl immer mehr Daten den Nutzen von Sport zur Prävention und Therapie bei Herzkrankheiten belegen, bewegen sich die Deutschen viel zu wenig. Wie wenige den ärztlichen Rat Sport zu treiben ernstnehmen, belegen diese Zahlen: Nur jeder vierte macht Sport und davon nur 13 Prozent in einer Intensität, die den Leitlinien vieler Fachgesellschaften entspricht, also drei- bis viermal die Woche mehr als 30 Minuten.

Veröffentlicht:

Und: Von den übrigen Personen sind 30 Prozent kaum aktiv - das heißt, sie fahren ein bis zweimal Rad im Monat - und 45 Prozent verzichten ganz auf körperliches Training. Über dieses Ergebnis einer Gesundheitsumfrage hat Professor Rainer Hambrecht vom Herzzentrum Leipzig bei einem Symposium auf dem Dreiländertreffen Herzinsuffizienz in Würzburg berichtet.

Beispiel Herzinsuffizienz: Bei dieser Volkskrankheit sei mittlerweile erwiesen, daß Sport nicht nur die Leistungsfähigkeit steigere, sondern sogar das Leben verlängere, so Hambrecht bei der vom Unternehmen PHTS Telemedizin unterstützten Veranstaltung.

Er erinnerte an das Ergebnis einer Meta-Analyse von Studien, nach der durch regelmäßiges aerobes Ausdauertraining in zwei Jahren die Sterberate um 35 Prozent reduziert wurde (BMJ 2004, 328, 189). In Leipzig werde derzeit getestet, ob sich auch katabole Zustände wie sie bei schwerkranken herzinsuffizienten Patienten auftreten durch Bewegung lindern ließen.

Ein weiteres Beispiel ist Adipositas bei Kindern. Bereits jedes vierte Kind in Deutschland sei übergewichtig, erinnerte Hambrecht. Häufig lasse sich bei ihnen bereits eine Störung der Endothelfunktion, der Ausgangspunkt der Atherosklerose-Entwicklung, nachweisen. "In 20, 30 Jahren sind das die Herzpatienten."

Diät allein reiche hier nicht aus: In einer Studie mit 82 adipösen Kindern im Alter von acht bis elf Jahren habe nur die Kombination von Diät und Training nach einem Jahr eine deutliche Besserung der Endothelfunktion bewirkt. Die Aussicht auf Umsetzung dieser Erkenntnisse sei bei den derzeitigen Verhältnissen allerdings gering: "Die Kinder orientieren sich an den Lebensgewohnheiten der Erwachsenen." Und: "In der Schule wird die sitzende Haltung gefordert und wenn etwas ausfällt, dann ist es doch der Schulsport."

Um der allgemeinen Bewegungsmüdigkeit entgegenzuwirken, favorisiert Hambrecht die Praxis mancher Krankenkassen, für KHK oder Atherosklerosekranke Belohnungen für die Teilnahme an Sportgruppen zu vergeben. Allerdings: "Ein Springseil oder bestenfalls ein Paar Turnschuhe nach einem Jahr regelmäßiger sportlicher Betätigung sind eindeutig zu wenig. Am besten wäre eine Beitragsrückerstattung: Ein Monatsbeitrag müßte schon drin sein," so der Kardiologe zur "Ärzte Zeitung".

Mehr zum Thema

Unabhängig vom BMI

Frauen mit Bauchspeck häufiger infertil

Schwedische Studie

Post-COVID-Condition: Körperliches Training kann sinnvoll sein

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen