Training auf der Wippe verbessert Muskelkraft und Balance

NEU-ISENBURG (ikr). Das Sturzrisiko läßt sich bei älteren Patienten mit verminderter Muskelkraft in den Beinen und Balance-Defiziten effektiv und dazu noch recht bequem reduzieren, und zwar durch Training auf einer Wippe.

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Das Training mit dem Gerät namens Galileo 2000 hat sich bereits bei Harninkontinenz als erfolgreich erwiesen (wir berichteten). Die Patienten stehen auf einer Platte mit einem Elektromotor. Damit werden so rasche Vibrationen erzeugt, daß es unwillkürlich zu Muskelkontraktionen kommt, und zwar im rhythmischen Wechsel zwischen linker und rechter Körperhälfte.

"Hiermit können viel schneller und präziser Muskelkontraktionen erzeugt werden als mit willkürlichem Muskeltraining", sagte Dr. Martin Runge, Ärztlicher Direktor der Aerpah-Klinik in Esslingen zur "Ärzte Zeitung".

In einer Studie wurde der Nutzen des Vibrationstrainings jetzt nachgewiesen: 26 Frauen und 44 Männer mit einem durchschnittlichen Alter von 63 Jahren haben sechs Monate trainiert. Sie absolvierten entweder täglich ein 40- bis 60minütiges häusliches Übungsprogramm oder zweimal pro Woche eine neunminütige reflektorische Muskelstimulation mit dem Galileo 2000 des Pforzheimer Unternehmens Novotec.

In beiden Gruppen hatten sich die Muskelkraft in den Beinen und das Vermögen, im Tandemstand die Balance zu halten, bei den meisten Patienten wesentlich verbessert. "Die Patienten, die zu Hause trainierten, benötigten jedoch für einen ähnlichen Trainingseffekt wie mit der Wippe die 20fache Zeit", so der Geriater. Beurteilt wurde der Therapieerfolg auch nach dem Aufstehtest. Hierbei soll sich der Proband fünfmal ohne Armeinsatz so schnell wie möglich von einem Stuhl erheben.

Die Probanden in beiden Gruppen konnten im Mittel um zwei Sekunden schneller aufstehen: Zu Beginn der Studie brauchten sie im Mittel 7,5 Sekunden und am Ende nur noch 5,5 Sekunden. Hieraus wird abgeleitet, daß sich die Muskelleistung beim Aufstehen um etwa 20 Prozent erhöhte. Das Training mit der Wippe wird als IGeL abgerechnet mit der GOÄ-Ziffer A 558, 6,99 Euro (einfacher Satz).

Weitere Infos gibt es unter www.mobility-clinic.de oder per E-Mail: mrunge@udfm.de



So läßt sich das Sturz-Risiko ermitteln

Beim Aufstehtest soll sich der Patient fünfmal ohne Armeinsatz so schnell wie möglich von einem Stuhl erheben. Braucht er länger als 10 sec, ist das Sturzrisiko erhöht. Beim Tandemstand soll man mindestens 10 sec mit geöffneten Augen stehen; die Füße stehen dabei auf einer Linie hintereinander. Das Sturzrisiko ist erhöht, wenn der Stand nicht mindestens zehn Sekunden gehalten werden kann.

Die Prüfung des Sturzrisikos ist als IGeL abrechenbar: 2x GOÄ-Ziffer 857, 1 oder A 33 für Beratung, 5 für allgemeine und kurze Detailuntersuchung.

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