Seitenstiche beim Laufen durch verkrampftes Zwerchfell?

KÖLN (ddp). Jeder kennt sie: Seitenstiche, die beim Laufen entstehen und sehr schmerzhaft sein können. Wo kommen diese Schmerzen unterhalb des Rippenbogens eigentlich her - und was kann man dagegen tun?

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"Die Ursachen für das Seitenstechen sind bisher wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Sicher ist nur, daß körperliche Anstrengung der Auslöser ist und meistens untrainierte Personen betroffen sind", sagt Professor Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln. Wie Seitenstechen jedoch genau zustande kommt, da gibt es verschiedene Theorien.

Manche vermuten, die Milz sei die Ursache. Das Organ liegt im linken Oberbauch und hat unter anderem die Funktion, Blut zu speichern. Strengt sich der Mensch körperlich an, dann brauchen die Muskeln auch mehr Blut. Die Milz zieht sich zusammen und preßt mehr Blut in die Blutbahn. Das tut weh. Nun sticht es aber nicht bei jedem links im Bauch.

"Unstrittig ist, daß falsche oder zu üppige Nahrungsaufnahme vor dem Sport Seitenstechen begünstigen", erläutert der Sportmediziner. Da würde dann die Theorie greifen, daß nicht die Milz allein, sondern auch Leber, Magen sowie Dick- und Dünndarm für die Schmerzen ursächlich sind.

Das Problem: Diese Organe hängen an einem Bandapparat, der wiederum wie an einem dünnen Faden am Zwerchfell befestigt ist. Hat man zu viel oder zu schwer gegessen, ziehen diese Organe das Zwerchfell nach unten. Der Haken an der Sache ist jedoch: Selbst langjährige Marathonläufer bekommen Seitenstiche. Und die müßten eigentlich wissen, daß man mit einem vollen Magen nicht gut laufen kann.

Deshalb tendieren die meisten Fachleute heute eher zu der Auffassung, daß eine Sauerstoffunterversorgung des Zwerchfells für die Schmerzen ursächlich ist. "Offenbar führen eine falsche Atemtechnik oder eine zu schwache Bauchmuskulatur zur Verkrampfung des Zwerchfelles. Das löst die Schmerzen aus, die wir als Seitenstechen wahrnehmen", erläutert Predel.

Was kann man vorbeugend tun? Empfohlen wird von Sportmedizinern, am besten erst zwei Stunden nach dem Essen zu trainieren und die Bauchmuskulatur zu stärken. Untrainierte sollten darauf achten, daß sie mit einer geringen Belastungsintensität beginnen und diese nur langsam steigern. So wird die Atemmuskulatur schonend an die Belastung gewöhnt, und Seitenstiche werden vermieden.

Und was ist zu tun, wenn es dennoch sticht? Dann sollte das Tempo gedrosselt und versucht werden, tief und regelmäßig in den Bauch zu atmen. Am besten man nimmt im Gehen die Arme hoch und atmet dabei ein. Beim Ausatmen werden die Arme heruntergenommen und der Oberkörper nach vorne gebeugt. Oder aber man drückt die Hand auf die schmerzende Stelle im Bauch. Das bringt Erleichterung, wenn man synchron beim Ausatmen diesen Druck löst.

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