Kicker-Apotheke glich der einer Klinik

TURIN (mp). Über einen Zeitraum von fünf Jahren hat der Mannschaftsarzt des italienischen Fußball-Erstligisten Juventus Turin, Riccardo Agricola, Spielern ohne therapeutische Indikation gesundheitsgefährdende Medikamente verabreicht - einzig mit dem Ziel, ihre sportliche Leistung zu verbessern.

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Das geht aus der jetzt vorliegenden Urteilsbegründung hervor, die den Fall des im November 2004 wegen Sportbetrugs zu einem Jahr und zehn Monaten verurteilten Sportarztes abschließt. Auf 300 Seiten beschreibt Richter Giuseppe Casalbore, wie Agricola zwischen 1994 und 1998 seine Schützlinge mit Dopingpräparaten versorgte. Nach Zeugenaussagen hatte es im Umkleideraum einen Schrank mit Arzneimitteln gegeben, "als handle es sich um ein Arzneilager oder um eine Apotheke".

Der Berater eines Ministeriums hatte in der Verhandlung ausgesagt, die 281 verschiedenen Präparate, die bei Juventus Turin gefunden wurden, machten den Grundbestand eines kleineren Krankenhauses aus. Die Bestände wurden immer wieder aufgestockt.

Der Richter: "Es gab keine praktischen Gründe, gewisse gefährliche intravenös zu verabreichende Medikamente auf Vorrat zu besorgen." Agricola hat keine Dokumente hinterlassen, aber die Schwankungen des Hämoglobinwerts der Spieler könnten nur auf Verabreichung von EPO zurückgeführt werden, behauptet Casalbore. Die Aussagen der befragten Spieler seien "unzureichend und unzuverlässig" gewesen.

Die Verteidiger Agricolas und des Chefs des Verwaltungsrat von Juventus, Antonio Giraudo, nannten die Begründung nach einer "ersten Lektüre" keinesfalls überzeugend. Man hätte Inhalt und Grenzen der Sportmedizin definieren sollen, anstatt deren Existenz in Frage zu stellen.

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