KOMMENTAR
Nachwuchsärzte verdienen Respekt
Das Praktische Jahr (PJ) ist einer der wichtigsten Abschnitte in der Ausbildung angehender Mediziner. Um so erstaunlicher ist es, dass sich die Studenten bislang auf das Hörensagen weniger Kommilitonen verlassen mussten, wenn sie sich über die Qualität des PJ an einem Standort erkundigen wollten. Der Hamburger Fachschaftsrat Medizin will das mit seinem PJ-Ranking im Internet ändern. Auch wenn erst 1000 Beurteilungen ausgewertet sind, zeigen sich bereits interessante Abweichungen zwischen Standorten und Fächern. Die Universitätsstandorte mit den schlechtesten Noten werden sich bemühen müssen, an der praktischen Ausbildung etwas zu ändern.
Zudem wird deutlich, dass Medizinstudenten in Süddeutschland zwar mehr Auslandserfahrung sammeln können, weil dort der Sprung über die Grenze ohne Sprachbarriere gelingt. Zugleich zeigt das Ranking aber auch, dass gerade die praktische Ausbildung in der Schweiz viele Defizite aufweist.
Gespannt darf man sein, wie etwa die Chirurgen auf die schlechten Bewertungen ihrer Ausbildung reagieren. Erstaunlich ist, dass Medizinstudenten in einem Fach, das seit Jahren vor der drohenden Überalterung der Kollegenschaft warnt, sich über mangelnden Respekt in den Kliniken beklagen. Ein PJler braucht sicherlich keinen roten Teppich - aber wer die dringend benötigten jungen Ärzte nach Gutsherrenart behandelt, darf sich über Nachwuchsprobleme nicht wundern.
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