KOMMENTAR
Im Schneckentempo zum Kinderschutz
Der Kinderschutz wird in Berlin von politischer Seite aus nur zögerlich vorangetrieben. Mehr als ein Jahr ist es her, dass vier Kinder aus einer verwahrlosten Wohnung geholt wurden. Der Aufsehen erregende Fall gab den Anlass zur Gründung des Netzwerks Kinderschutz.
Es war schnell gegründet, denn darin fanden die bereits bestehenden Kooperationen zwischen Kinderärzten, Gynäkologen, Hebammen, Kliniken und Behörden lediglich einen festen Rahmen. Politische Schritte sollten folgen. Mit deutlichem Verzug hat Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher nun einen Bericht an die Landesregierung vorgelegt, der ein Kinderschutzgesetz und Maßnahmen zu einer gesteigerten Wahrnehmung der Vorsorge für Kinder vorsieht. Groß angekündigt war ein "verbindliches Einladungswesen".
Nun wählt der Senat die Lösung, die andere Bundesländer längst umgesetzt haben. Wenn die Kinder trotz wiederholter Aufforderung nicht zum Arzt kommen, sollen die Familien Besuch von den Bezirksgesundheitsämtern bekommen. Als zentrale Stelle für die Einladungen und Erinnerungen soll das Screeningzentrum der Charité fungieren.
Doch damit das alles starten kann, muss erst das angekündigte Kinderschutzgesetz verabschiedet werden. Der Gesetzentwurf muss in der Senatsgesundheitsverwaltung erst noch geschrieben werden. Und damit ist vor dem Herbst nicht zu rechnen. Berlin ist eben eine besondere Stadt. Hier dauert manches etwas länger als anderswo.
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