KOMMENTAR
Eine Medizin für den Mann?
"Der Mann" macht ratlos. Denn "Mann" liebt das Risiko, rast, raucht, trinkt, überfordert sich - und lebt kürzer. Und "Mann" mag Medizin nicht - schon gar nicht Prävention. Hilft vielleicht eine spezielle Männer-Medizin?
Diese Sorgen treibt die Bundestagsfraktion der Bündnis-Grünen um - dankenswert, dass sie sich nun auch jenen 50 Prozent der Bevölkerung zuwenden, die gemeinhin nicht als die von vornherein gesellschaftlich Benachteiligten gelten.
Brauchen wir eine spezielle Medizin für Männer oder gar einen Männer-Arzt? Die kontroverse Diskussion darüber macht eher ratlos. Tatsache ist: Nicht die Krankheiten der Männer, ihre Diagnostik und Therapie sind das spezielle Problem, sondern die Kultur des Umgangs von Männern mit ihrer Gesundheit, Nonchalance und Ignoranz gegenüber Lebensrisiken.
Außerdem: Mann ist nicht gleich Mann. Auch dessen Gesundheit ist in hohem Maße bestimmt von familiärer Herkunft und Prägung, Bildung und Ausbildung, Beruf und Einkommen. Diese Gesundheitsdeterminanten entziehen sich weitgehend dem Einfluss der Medizin. Es wäre eine Überforderung von Ärzten, sie auch noch dafür zuständig zu machen. So gesehen wäre der "Männer-Arzt" nur gut für eine Illusion.
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