Bundesbürger haben Verständnis für Wartezeiten

BERLIN (ble). Die Deutschen klagen nur wenig über zu lange Wartezeiten beim Hausarzt. Das geht aus der 2. KBV-Versichertenbefragung hervor, die gestern in Berlin vorgestellt wurde.

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Allerdings gibt es bei der Länge der Wartezeiten offenbar Unterschiede zwischen gesetzlich und privat versicherten Patienten. So bekämen nur 30 Prozent aller GKV-Patienten, aber 39 Prozent der PKV-Patienten sofort einen Termin, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler. Für die repräsentative Erhebung befragte die Forschungsgruppe Wahlen über 6000 Bürger.

Wartezeiten über zwei Stunden sind die Ausnahme

"Bei allen Wartezeiten zeigt sich, dass gesetzlich Versicherte länger warten als privat Versicherte." Bei mehr als doppelt so vielen GKV-Versicherten wie PKV-Patienten betrug die Wartezeit über drei Wochen. In der Praxis betrafen Wartezeiten von bis zu einer Stunde 19 Prozent der GKV-Patienten, aber nur zwölf Prozent der Privatversicherten.

Wartezeiten über zwei Stunden waren für beide Gruppen die absolute Ausnahme. Auffällig: GKV-Versicherte gingen mit einem Anteil von 17 Prozent deutlich öfter ohne Termin zum Arzt als Privatpatienten (11 Prozent). Bei Fachärzten mussten die Patienten generell länger auf einen Termin warten.

Deutlich mehr GKV-Patienten gehen ohne Termin zum Arzt.

Insgesamt empfänden neun von zehn Bürgern Wartezeiten in einem gewissen Rahmen aber nicht als störend, so Köhler. Er warnte die Politiker davor, unterschiedlich lange Wartezeiten zu instrumentalisieren, um ein einheitliches Krankenversicherungssystem zu fordern. Privatversicherte würden deshalb bevorzugt behandelt, weil es für sie keine Budgetgrenzen gebe und die Vergütung für den Arzt in der Regel besser sei.

Insgesamt kontaktierten im vergangenen Jahr rund 84 Prozent der Bundesbürger einmal einen Arzt. Davon suchten 43 Prozent der Befragten nur einen Hausarzt auf, 17 Prozent nur einen Facharzt. 40 Prozent der Deutschen ließen sich sowohl von Haus- als auch Facharzt behandeln.

Bürger betrachten Wahltarife mit Skepsis

Zwiespältig betrachten die Bundesbürger die Wahltarife: So kommen laut Umfrage nur für 29 Prozent der Befragten Kostenerstattungstarife infrage, bei denen der Versicherte gegen einen geringeren Versicherungsbeitrag die Behandlungskosten zunächst aus eigener Tasche bezahlt und dann mit der Kasse abrechnet.

Mit 25 Prozent finden Selbstbehaltstarife, bei denen die Versicherten gegen finanzielle Anreize bis zu einer gewissen Höhe Behandlungskosten aus eigener Tasche zahlen, noch weniger Zustimmung. Immerhin jeder Zehnte gab an, einen solchen Tarif zu haben. Nur jeder Vierte sei bereit, sich in einem Wahltarif von der Kasse vorschreiben zu lassen, welchen Arzt er aufsuchen darf, so KBV-Chef Köhler.

Lesen Sie dazu auch: Bundesbürger sind von ihren Hausärzten überzeugt

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