"Betriebswirtschaft und Humanität sollten verknüpft sein"

HANNOVER (cben). Gesundheit ist nicht nur eine Frage der Versorgung - diese Auffassung vertrat Professor Friedrich-Wilhelm Schwartz, Direktor des MHH-Instituts für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, bei der Tagung für Sozialmedizin und Prävention in der Medizinischen Hochschule Hannover.

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"Eine Kernfrage ist, wie privat oder wie öffentlich ein Gesundheitswesen zukünftig finanziert oder gesteuert wird und wie der Zugang zur Versorgung für alle Menschen gewährleistet werden kann", sagte Schwartz. Betriebswirtschaftliches Management sollte mit einer humanen Versorgung und wissenschaftlicher Weiterentwicklung angemessen verknüpft werden, hieß es.

"Im europäischen Vergleich der Anteile und Wirkungen privater und öffentlicher Finanzierung lassen sich derzeit zwei Schlussfolgerungen ziehen", erklärte Schwartz. Erstens beanspruchen Gesundheitssysteme mit hohem Anteil an öffentlicher Finanzierung und Steuerung weniger Anteile am Bruttosozialprodukt und sichern am besten die allgemeine Zugänglichkeit zur Versorgung.

Zweitens reagieren Systeme mit viel privater Finanzierung und Steuerung flexibler auf Bedürfnisse der Nachfrager und realisieren höhere Facharzt- und Technikdichte, geringere Wartezeiten und mehr Komfort. "Aber sie sind verständlicherweise nicht billiger und realisieren auch nicht zwangsläufig mehr Gesundheit", betonte Schwartz und sagte weiter: "Denn bei der Gesundheit eines Landes sind Bildung, Arbeitsplatz, Einkommen, Lebensstil, Umwelt bedeutende Co-Determinanten."

In Hannover diskutierten 830 Gesundheitsexperten aus Deutschland und anderen europäischen Ländern wie der Schweiz, Österreich, Großbritannien und Finnland über die Zukunft der medizinischen Versorgung in Europa. Das Motto: "Versorgungspraxis - Versorgungsforschung - Gesundheitspolitik".

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