Heilberufe auf der Suche nach moderner Arbeitswelt

HAMBURG (di). Die von der Bundesregierung angestrebten 21 000 zusätzlichen Pflegestellen reichen nach Ansicht von Experten nicht aus. Auf dem Gesundheitspflege-Kongress in Hamburg forderten sie vernünftige Arbeitsbedingungen, um künftigen Anforderungen gerecht werden zu können.

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"Diese zusätzlichen Stellen können nur ein erster Schritt sein. Wir müssen über deutlich mehr reden", sagte der Vizepräsident des Deutschen Pflegerates (DPR), Franz Wagner, in Hamburg. Nach seinen Angaben werden in den kommenden Jahren mehrere Hunderttausend Pflegekräfte benötigt. Laut Wagner erhalten Patienten in deutschen Kliniken heute nicht mehr die Betreuung, die sie benötigen, um gesund entlassen zu werden.

Wagner vermisst professionelle Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte, etwa eine Abstimmung mit der Nachsorge. Er sprach sich auch für eine bessere Förderung des Nachwuchses aus, um im europäischen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte konkurrenzfähig zu werden.

Ricarda Klein, Pflegedirektorin im Universitätsklinikum HamburgEppendorf (UKE), ist zwar ebenfalls für eine bessere Personalaufstockung - aber nicht nach dem Gießkannenprinzip. Von der geplanten Personalaufstockung sollten nach ihrer Ansicht die Kliniken profitieren, die innovative Ausbildungs- und Arbeitsorganisationskonzepte verfolgen und neue Berufsbilder gefördert haben.

Dr. Claudia Spenk von der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft zeigte zwar Verständnis für die Forderungen nach mehr Personal, hält aber eine pauschale politische Verordnung von Mitarbeitern für den falschen Weg. Sie sprach sich dafür aus, Kliniken selbst entscheiden zu lassen, wie sie ihre Mittel für die Patientenversorgung einsetzen. Bundesweit muss derzeit eine Klinik-Pflegekraft zwölf Patienten betreuen. Die Verbände halten dies nicht für ausreichend.

Auch Dr. Georg Ralle, Präsident von Springer Business Media, zu der der veranstaltende Urban  &  Vogel Verlag zählt, sprach sich für eine bessere finanzielle Ausstattung der Kliniken und der Pflege aus.

Zusätzliche Mittel allein reichen nach seiner Ansicht nicht aus. Notwendig seien eine Berufsordnung für Pflegekräfte, verstärkte Bemühungen in der Fortbildung und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegekräften. Deren Stellenanteile haben sich in den letzten Jahren in den Kliniken stark verschoben. So gab es 2001 in Hamburg noch rund 8000 Pflegekräfte bei 3000 Ärzten. 2006 waren es nur noch 7600 Pflegekräfte bei mehr als 3500 Ärzten. Einen Grund dafür sehen die Pflegeexperten in einer unzureichenden Abbildung der Pflege in den Fallpauschalen.

Mehr Mitarbeiter nach der Gießkanne - das geht nicht.

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