Uniklinik Gießen-Marburg - alles im Lot?

MARBURG/GIESSEN (coo). In nur zwei Jahren ist es dem privaten Krankenhausbetreiber Rhön Klinikum AG gelungen, die fusionierten Universitätskliniken Gießen und Marburg in die Gewinnzone zu führen. Mussten die Großkrankenhäuser 2005 noch ein Minus von 13,8 Millionen Euro verkraften, so verzeichnet Rhön 2007 ein Plus von gut einer Million Euro.

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Allerdings geht die gute Bilanz überwiegend auf das Marburger Klinikum zurück, das bereits vor der Privatisierung zu den wenigen rentablen Uni-Krankenhäusern in Deutschland zählte. Die Marburger erwirtschafteten auch 2007 drei Millionen Euro, während Gießen ein Minus von zwei Millionen ausweist. Rhön-Geschäftsführer Gerald Meder erklärt sich den Unterschied vor allem mit der Zersplitterung des Gießener Klinikums, das auf mehr als 100 Häuser verteilt ist. Aber auch dort werde das Ergebnis besser werden, sobald das Gießener Klinikum neu gebaut sei.

Der Gewinn sei mit "schlankeren Personalstrukturen", Rationalisierungsinvestitionen, mehr Leistung, effektiverem Kostenmanagement und besseren Führungsstrukturen erzielt worden, sagt Meder. Konkret bedeutet dies, dass Arbeitsplätze abgebaut wurden. Glaubt man dem Geschäftsführer, waren es rund 300 Stellen. Dagegen spricht der Betriebsrat von einem Personalabbau von 470 Stellen. Übrig blieben rund 6400 Arbeitsplätze.

Getroffen hat dies die Pflege, das medizinisch-technische Personal, den Fahrdienst und die Verwaltung. Dagegen wurde die Zahl der gut 600 Ärzte sogar leicht erhöht. In Zukunft wird der Konzern auch an den 500 Service-Mitarbeitern sparen, deren Gehälter um bis zu 20 Prozent sinken werden.

Laut Meder konnten durch Investitionen mehr Patienten behandelt werden. So seien neue Intensivbetten geschaffen worden, die innerhalb weniger Wochen voll belegt waren. Insgesamt verzeichnen die Universitätskliniken sechs Prozent mehr Patienten. Dabei handelt es sich um immer schwerere Behandlungsfälle, die nach dem DRG-System auch besser honoriert werden.

Dächer und Fensterfronten wurden zum Teil so saniert, dass nun Energiekosten gespart werden. Der Konzern kauft medizinischen Bedarf wie Verbände und Kathedermaterialien preiswerter ein. Forschungslabore wurden zentralisiert. Und das Management hält Meder schlicht für besser als die Führungsstrukturen der öffentlichen Hand.

Der Geschäftsführer zeigt sich überzeugt, dass die Großkrankenhäuser auch in Zukunft in den schwarzen Zahlen bleiben werden. Dabei sind noch gewaltige Investitionen geplant. In Marburg wird ein 107 Millionen Euro teures Partikelzentrum für Krebspatienten gebaut. 170 Millionen Euro soll der Neubau des zersplitterten Gießener Klinikums kosten.

Allerdings hatte das Uni-Klinikum in den vergangenen Wochen mit Vorwürfen von einer Hausärztin und Pflegekräften zu kämpfen, die vor allem Mängel in der Pflege beklagt hatten. Auch die Gewerkschaft verdi berichtet, dass sich seit dem Verkauf an Rhön die Klagen der Mitarbeiter häufen. Sie hat inzwischen im Internet unter www.rhoenwatch.de eine anonyme Kontrollmöglichkeit geschaffen, "um die Schattenseiten der Gewinnmaximierungen an die Öffentlichkeit zu bringen".

Patienten, Ärzte und Pflegekräfte der Rhön-Klinikum AG können sich dort über Missstände in den 47 deutschen Rhön-Krankenhäusern beschweren. In der Online-Beschwerdestelle sollen Erfahrungen aus den Kliniken gesammelt werden, um Mängel aufzudecken. Ein Grundproblem sieht die Gewerkschaft aber in der Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Deshalb sei die Situation im nicht privatisierten Uni-Klinikum Frankfurt kaum besser.

verdi hat

im Internet eine Beschwerdestelle eingerichtet.

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