Studiengebühr schreckt Abiturienten vom Studium ab

BERLIN (dpa). Studiengebühren schrecken deutlich mehr junge Menschen vom Studium ab als bisher angenommen. Dies zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU).

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Die Untersuchung wird seit Wochen in ihrem Ministerium unter Verschluss gehalten (wie berichtet). Sie liegt der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin vor. Demnach haben allein vom Abiturienten-Jahrgang 2006 bis zu 18 000 junge Menschen wegen der neuen Gebühren kein Studium aufgenommen.

2006 hatten erst zwei Bundesländer - Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen - Gebühren verlangt. Danach erfolgte ihre Einführung in fünf weiteren unionsgeführten Ländern - in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, im Saarland sowie in Hessen, wo sie jedoch nach der jüngsten Landtagswahl wieder abgeschafft wurden. In den meisten Ländern betragen die Studiengebühren 500 Euro pro Semester.

Der Präsident des Deutschen Studentenwerkes (DSW), Rolf Dobischat, sagte im WDR: "Studiengebühren gehören abgeschafft." Jeder vierte Studienverzichtler habe Angst vor Studiengebühren und Verschuldung. Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), forderte die unverzügliche Veröffentlichung der Studie. Die Ergebnisse dürften vor dem Bildungsgipfel von Bund und Ländern "nicht vertuscht werden".

Der Bildungssprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Patrick Meinhardt, erklärte: "Es kann nicht sein, dass das Bildungsministerium eine Studie zu den Auswirkungen von Studiengebühren unter Verschluss hält, nur weil darin Erkenntnisse sind, die nicht ins Bild passen."

Nach der Studie verzichten insbesondere Frauen und junge Menschen aus bildungsfernen Elternhäusern wegen der Gebühren häufiger auf das Studium. Dagegen lassen sich Kinder aus Akademikerfamilien "deutlich seltener in ihrer Hochschulwahl beeinflussen", stellt das Hochschul-Informations-System (HIS) in der Studie fest. Die Gebührendebatte habe unter Abiturienten und jungen Menschen mit Fachhochschulreife zu "erheblicher Verunsicherung" beigetragen - auch in Ländern, die noch keine Gebühren verlangen.

Weiter heißt es in der Studie, eine Abwanderung von Studien-Interessierten von "Gebührenländern" in "Nicht-Gebührenländer" sei "in großem Umfang nicht zu verzeichnen".

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