Kommentar
Brotkrumen statt Rosinen
Private Klinikbetreiber hatten es zuletzt nicht leicht: Manager kommunaler Häuser stöhnten, die private Konkurrenz würde nur dort hinzukaufen und Patienten versorgen, wo es sich finanziell lohne. Am Kreiskrankenhaus auf dem Land jedenfalls hätten die Bosse der großen Klinikketten kein Interesse. Gewerkschafter und Ärztekammern klagten an, Asklepios, Sana, Rhön & Co. würden Ärzte und Pflegekräfte ausbeuten - viel Arbeit für wenig Lohn. Eine politische Partei kündigte gar an, im Falle eines Wahlsiegs die Privatisierung der ersten deutschen Uniklinik in Marburg/Gießen wieder rückgängig machen zu wollen.
Die jetzt von den Wirtschaftsinstituten RWI und IfG vorgelegte Studie liefert erstmals Fakten statt Ressentiments: So rechnen die Forscher unter anderem vor, dass der Anteil von Kliniken in ländlichen Regionen bei privaten Trägern größer ist als bei freigemeinnützigen Betreibern. Die Privaten picken demnach nicht nach Rosinen, sie sammeln eher Brotkrumen auf. Und weil diese Krumen wegen der Wirtschaftskrise künftig öfter anfallen, wird die Bedeutung der Privaten zunehmen.
Am Ende ist die Frage privat oder öffentlich aber gar nicht so wichtig. Entscheidend ist, wer es schafft, gute und bezahlbare Medizin für alle zu organisieren.