Um den Ärztemangel sorgen sich in Thüringen alle Parteien

Soll die Niederlassung stärker gefördert werden, um den Ärztemangel zu bekämpfen oder ist es besser, den öffentlichen Gesundheitsdienst auszubauen? Der Landtagswahlkampf ist auch Ideenwettbewerb.

Von Katlen Trautmann Veröffentlicht:

ERFURT. Im selbsternannten "Gesundheitsland Thüringen" bewegt Gesundheitspolitik die Parteien im Wahlkampf nur am Rande. Die amtierende Regierungspartei CDU kann in dieser Hinsicht bei vielen Themen auf die Opposition zählen. So hat thüringische CDU-Alleinregierung in der zurückliegenden Legislaturperiode einige gesundheitspolitische Vorhaben auf den Weg gebracht. Nach jahrelangem Streit wurde - auch auf Druck der Linken - an der Universität in Jena ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin besetzt. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) unterhält Praxen mit angestellten Ärzten in unterversorgten Regionen. Mit Beginn der heißen Wahlkampfphase im Juli zog die CDU einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel: Eine gemeinsam mit der KV gegründete "Stiftung gegen Ärztemangel" soll dazu beitragen, Thüringen für junge Ärzte attraktiv zu machen.

Alle Parteien setzen auf die flächendeckende ambulante ärztliche Versorgung im Land, freilich auf verschiedenen Wegen. Die CDU möchte niederlassungswillige Ärzte weiter fördern. Im Gespräch ist zum Beispiel ein Förderprogramm der Thüringer Aufbaubank, sagt CDU-Sprecher Christian Gumprecht. Hier sollen Gelder für Palliativdienste und Demenzforschung fließen.

Die Linke will dagegen den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken und macht sich für die bessere Verzahnung von stationärer und ambulanter fachärztlicher Versorgung stark. Die KV soll aber den Sicherstellungsauftrag behalten. Anders als die CDU befürwortet die Linke ein Stipendienprogramm für angehende Hausärzte nach dem Vorbild Sachsens und schlägt vor, Partner niederlassungswilliger Jungärzte zu fördern.

Die SPD belässt es im Wahlprogramm bei der allgemeinen Zusage nach Hilfen für Niederlassungswillige, setzt aber bei der Nachwuchsförderung zum Widerstand an. Der jährliche Ertrag des Kapitals der "Stiftung gegen den Ärztemangel" (170 000 Euro) von schätzungsweise 6800 Euro reiche gerade, um einen Studenten zu fördern, kritisiert die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Heike Taubert. Die Sozialdemokraten wollen die Stiftungssumme aufstocken und Fachärzte in Ausbildung mehr fördern.

Drei Ärzte kämpfen um Mandate

Die Grünen fordern in ihrem Wahlprogramm die Gründung eines Fonds, der Kredite an Ärzte vergeben soll, die ein Medizinisches Versorgungszentrum gründen. Außerdem wollen sie mehr Gemeindeschwestern einsetzen.

Die Liberalen schlagen zinslose Kredite, mietfreie Praxisräume und freie Wahl des Ortes der Niederlassung vor, wenn ein Arzt einige Jahre in einem unterversorgten Gebiet gearbeitet hat. "Regress- und Ausgleichszahlungen" lehnen sie ab.

Nur einige Ärzte stellen sich selbst zur Wahl. Für die SPD geht die Neurologin Dr. Cornelia Klisch in Erfurt an den Start. Chirurg Dr. Karl-Edmund Vogt (Wahlkreis Eichsfeld/Nordhausen) führt die Landesliste der Ökologisch-demokratische Partei an. Die pensionierte Ärztin Heidemarie Bischoff aus Gerstungen ringt um ein FDP-Mandat.

Christdemokraten liegen bei Umfragen deutlich vorn

Bei der Sonntagsfrage im Juli zeichnete sich ein klares Bild ab. Nach einer Umfrage (Meinungsforschungsinstitut Forsa) kämen die Christdemokraten derzeit auf 40 Prozent. Die Linke würde mit 24 Prozent zweitstärkste Kraft, die SPD käme auf 16 Prozent. Grüne und FDP lagen je bei sechs Prozent. Die NPD käme mit drei Prozent nicht ins Parlament.

88 Mandate sind zu vergeben

Rund 1,9 Millionen Thüringer sind am 30. August aufgerufen, den neuen Landtag zu wählen. Neun Listen mit insgesamt 359 Bewerbern sind zugelassen. Neun Kandidaten aus Gesundheitsberufen haben sich aufstellen lassen, darunter drei Humanmediziner und ein Zahnarzt.

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