TV-Kritik
Schweinegrippe: "Hart aber fair" - Bühne für einen Verschwörungsfeldzug
Von Wolfgang van den Bergh
Schon wieder das Thema Schweinegrippe, schon wieder neue Experten, die vor der Impfung warnen, weil die Belege für den Nutzen angeblich fehlen und schon wieder mehr Verunsicherung als Aufklärung. So gesehen am Mittwochabend in Frank Plasbergs "Hart aber fair".
Was ist das Ziel einer solchen Sendung? Etwa, die Verunsicherung unter der Bevölkerung bei einem so ernsten Thema weiter anzuheizen, oder dazu beizutragen, dass endlich eine sachliche Debatte zur neuen Grippe beginnt? Und dabei sind einmal mehr die Behörden in der Pflicht, dem Auftrag nach Aufklärung und Information nachzukommen. Staatssekretär Klaus Theo Schröder wäre somit die Peinlichkeit erspart geblieben, stets aus der Defensive argumentieren zu müssen - für Impfkritiker ein gefundenes Fressen.
Am wenigsten dient es aber der Sache, die Schweinegrippe als Paradebeispiel für angebliche Machenschaften der Pharmaindustrie zu missbrauchen. Dr. Angela Spelsberg sitzt im Vorstand von Transparency International: "Die Impfkommissionen der Länder und sogar die WHO stehen unter direktem Einfluss der Pharmaindustrie." Das muss man sacken lassen und beginnt über globale Verschwörungstheorien nachzudenken. Widerspruch von den Mitdiskutanten kommt kaum - unverständlich. Zumindest hier war der Kommentar von Professor Beda Stadler, Immunologe aus Bern, schon fast wohltuend: Hinterher sei man immer schlauer. "Selbst wenn die Gefahren überschätzt werden, ist das kein Grund, einen Verschwörungsfeldzug gegen das Impfen zu starten."