Kommentar
Angestaubte Ideen eines Politiktalents
Von Dirk Schnack
Die Regelungsdichte für deutsche Ärzte lässt kaum noch Lücken. Wer sich in eigener Praxis niedergelassen hat, muss zahlreiche Richtlinien beachten. Das reicht von den Hygienebestimmungen bis zur Fortbildungspflicht und ist in vielen Fällen unverzichtbar, weil damit Patienten geschützt werden.
Häufig genug aber schütteln Praxisinhaber einfach nur den Kopf, weil sich der Sinn nicht erschließt. Wenn sich ein Vorschlag von Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Manuela Schwesig durchsetzt, können sich künftig schon die Interessenten für das Medizinstudium an die Regulierungswut im deutschen Gesundheitswesen gewöhnen.
Schwesig hat angeregt, Studienplätze für solche Medizinstudenten vorzuhalten, die ihren Beruf in unterversorgten Gebieten ausüben wollen. Damit schießt die Ministerin über das Ziel hinaus, weil sie die Anreize für das Medizinstudium nicht erhöht, sondern verringert. Ein Land, das dringend Mediziner benötigt, kann seinen Nachwuchs nicht auf Standorte in tiefster Provinz verpflichten.
Die Vorstellung, dass junge Menschen für den Arztberuf alles in Kauf nehmen, ist überholt. Wenn die Politik die Infrastruktur in diesen Regionen verbessert, müsste sie auch keine Medizinstudenten zwangsverpflichten.
Lesen Sie dazu auch: Wer aufs Land geht, der kriegt einen Studienplatz