Kommentar
Kritik braucht Maßstäbe
Kritik ist die Voraussetzung zur Verbesserung. Doch maßlose Kritik führt in die Irre, in die Frustration und schließlich in die Flucht - entweder zu Träumen oder ins Ausland.
Maßlose Kritik hat im deutschen Gesundheitswesen Tradition. Eine ganze Dienstleistungsindustrie von Funktionären, Lobbyisten und Professoren verdient daran. Ihr Wertmaßstab scheint ein im Nebel liegendes Paradies zu sein, nicht aber das realistisch Machbare. Diese Leute müssten eigentlich zum Arzt, wie Helmut Schmidt mal meinte.
Oder sie könnten das deutsche Gesundheitswesen mit dem anderer Länder vergleichen. Das tut die OECD regelmäßig. Daraus lässt sich einiges lernen.
Zum Beispiel, dass es in Deutschland sehr viel dringender ist, die Arbeitsbedingungen in der Pflege und die Vergütung dieser Menschen zu verbessern anstatt, wie es derzeit offizielle Politik ist, den kommenden Ärztenotstand auszurufen. Oder: Wir sollten uns mehr darum sorgen, gesund zu bleiben, als auf ein immer längeres Leben zu schielen. Konkret heißt das: die Sorge muss unseren rauchenden, übergewichtigen Kindern gelten. In der Präventionspolitik ist Deutschland wirklich schlecht. Wir benötigen realistische, absehbar erreichbare Ziele, aus denen Prioritäten folgen.
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