Landärzte werden mehr geschätzt als Kollegen in der Stadt

Ärzten auf dem Land bringen Patienten häufig noch Respekt entgegen. Junge Städter bevorzugen dagegen Fachärzte.

Von Marion Lisson Veröffentlicht:

HEIDELBERG. Besonders Hausärzte auf dem Lande fühlen sich von Ihren Patienten nach wie vor anerkannt und gelobt. In den Städten dagegen sehen sich die Mediziner nach eigenen Angaben zunehmend mit Imageverlusten besonders von Seiten jüngerer Patienten konfrontiert. Dies hat eine aktuelle Umfrage des Kompetenzzentrums Allgemeinmedizin Baden-Württemberg ergeben. 16 niedergelassene Hausärzte aus ländlichen und städtischen Regionen haben sich an der Untersuchung der Heidelberger Wissenschaftler beteiligt. Ziel war es herauszufinden, wie die Mediziner das Image und die Zukunftsperspektiven ihrer Berufsgruppe einschätzen.

"Patienten aus dem Dorf und ältere Patienten finden uns Hausärzte immer noch wichtig", berichtet ein 38-jähriger Hausarzt in der Befragung. Die Patienten haben seiner Erfahrung nach vor dem Hausarzt noch immer Respekt. Es stärke das Selbstbewusstsein, als Allrounder geachtet zu werden, gibt der Mediziner zu. Auch andere Allgemeinärzte aus ländlichen Regionen sehen das ähnlich. Sie sind zudem der Ansicht, dass ihnen ihr positives Image auch helfe, die enorme Arbeitsbelastung gut zu bewältigen. "Der gute Ruf steigert natürlich unser Ego", so einer der Befragten.

Ein anderer Mediziner ist ebenfalls mit seinem Beruf zufrieden: "Der Hausarzt als Universalgenie wird hoch anerkannt, da er sich auch um die psychosozialen Belange seiner Patienten kümmert", berichtet er. Die Patienten würden ihm sein Engagement hoch anrechnen, zeigt sich der 61-jährige Hausarzt, der in einer Kleinstadt tätig ist, überzeugt.

Schwieriger dagegen haben es offensichtlich Hausärzte in der Stadt. Dort vermissen Allgemeinärzte nach eigenen Angaben vor allem bei jüngeren Patienten eine hohe Akzeptanz ihrer Berufsgruppe. Das könne damit zusammenhängen, dass Hausärzte bei jüngeren Patienten als Berater und Behandler deutlich weniger aktiv werden, berichten mehrere der Befragten. Viele junge Menschen recherchierten bereits im Vorfeld des Praxisbesuchs im Internet über mögliche Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten. Hausärzte fürchten daher, dass junge Menschen künftig immer häufiger direkt zum Spezialisten gehen. "Der Hausarzt empfindet diesen Trend als Angriff auf seine Kompetenzen", fasst Projektleiterin Iris Natanzon zusammen. Hinzu komme, dass sich in der Gesellschaft die Berufs- und Wertevorstellungen wandelten.

In der Wahrnehmung der Hausärzte würden junge Menschen Werte wie Empathie, Verbindlichkeit und Verantwortung immer weniger schätzen. Doch genau diese Kompetenzen zeichneten einen guten Hausarzt neben seinen medizinischen Fähigkeiten auch aus, sagt Natanzon.

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