Hintergrund

Kontroverse um Hausarzt-Verträge - wer ist der wahre Heilsbringer für die Allgemeinärzte?

Wer rettet die Zukunft der hausärztlichen Versorgung -die KBV oder der Hausärzteverband? Vor dem Hintergrund der Gesundheitsreform ist ein Machtkampf entbrannt, letztlich um ein Versorgungsmonopol.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
David gegen Goliath: wer setzt sich durch im Machtkampf um die hausärztliche Versorgung?

David gegen Goliath: wer setzt sich durch im Machtkampf um die hausärztliche Versorgung?

© North Wind Picture Archives / akg

Die gemeinsame Sorge um eine sichere Hausarztversorgung in Zukunft führt zum Glaubenskrieg zwischen KBV und Hausärzteverband. Mit einem Datengewitter missionierte KBV-Chef Andreas Köhler gestern die Medien - nicht zuletzt, um den Gesetzgeber zugunsten seiner Organisation zu konditionieren.

Seine Botschaft: Die Hausärzte haben seit 2007 im Vergleich zu Fachärzten kräftig Honorar gewonnen. Das will der Hausärzteverband auf keinen Fall so stehen lassen: Immer noch lägen gerade die Allgemeinmediziner im unteren Drittel aller Fachgruppen. Vor allem ließen die Zahlen der KBV außer Acht, welche Arbeitslast die Hausärzte schultern müssten: in der Basisversorgung, vor allem in Notdiensten nach Feierabend, nachts und an Wochenenden.

Und: Die jetzt sichtbaren Erfolge für Hausärzte im Kollektivvertragssystem seien in der Vergangenheit nur durch harte Auseinandersetzungen und durch Eingriffe der Politik erreicht worden - etwa die Honorartrennung oder die Einrichtung eines hausärztlichen Fachausschusses.

Die Alternative -  die Übernahme der vollen hausärztlichen Versorgung in 73b-Verträgen mit einer eigenen Vergütungssystematik - hält der Hausärzteverband deshalb für unverzichtbar. Sichtbare Erfolge in Form relevanter Markt- und Honoraranteile hat dieses Modell allerdings bislang nur in Bayern und Baden-Württemberg. Neue Verträge sind nach den Plänen der Koalition nur noch mit hohen bürokratischen Hürden zu realisieren. Maß genommen wird dabei an den Vergütungsniveaus der KV-Kollektivverträge.

Das ist Wasser auf die Mühlen des KBV-Chefs, der nur im kollektivvertraglichen Monopol der KVen eine Chance für eine sichere Versorgung in Zukunft sieht.

Auf fast 60 Folien brannte Köhler gestern ein Feuerwerk an Erfolgen, Taten und Plänen für Hausärzte ab: eine stärkere Altersdifferenzierung der Honorare, bessere Berücksichtigung morbiditätsbezogenen Arbeitsaufwands, Zuschläge für Heim- und Single-Haushalts-Besuchen - generell: die Abbildung der ganzen Versorgungsbreite und -tiefe hausärztlicher Tätigkeit im EBM, so das Versprechen.

Und schließlich: Nachwuchsförderung. Fast 35 Millionen Euro stecken die KVen dieses Jahr in die Weiterbildung von angehenden Allgemeinärzten, 80 Prozent mehr als 2009.

David gegen Goliath
Versorgungs- und Umsatzanteile in Kollektiv- und Hausarztverträgen im Jahr 2009
Kollektiv-
vertrag
Add-On-Verträge nach § 73b SGB V Bereinigungsverträge nach §73b SGB V
Anzahl (eingeschriebene) Versicherte in Mio. 70,3 1,3 3,1
Anzahl (eingeschriebene) Ärzte in Tsd. 142,0 23,3 10,6
Vergütungsvolumen
in Mio. Euro
30.785,2 11,2 351,4
Quelle: KBV - Tabelle: Ärzte Zeitung




(HL)

Lesen Sie dazu auch: Zahlenstreit: Wie gut geht es den Hausärzten?

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen