Berliner Arzt kämpft für die Piratenpartei

Der Labor- und Transfusionsmediziner Dr. Guido Heymann engagiert sich in einer Partei, der bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus am Sonntag mehr Chancen eingeräumt werden als der FDP.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Berater der Piraten: Dr. Guido Heymann.

Berater der Piraten: Dr. Guido Heymann.

© Privat

BERLIN. Die Piratenpartei hat in Umfragen zur Berliner Abgeordnetenhauswahl die FDP überflügelt. Die "Ärzte Zeitung" hat einen Piraten getroffen: Der Labor- und Transfusionsmediziner Dr. Guido Heymann engagiert sich seit sechs Wochen in der jungen Partei.

Selbstbestimmungsrechte der Bürger

Im schwarzen Nadelstreifensakko tritt Heymann gegen das Image der Piraten als "Spaßpartei" an. Denn die erst 2006 gegründete Partei vertritt durchaus Inhalte. Vor allem die Selbstbestimmungsrechte der Bürger über ihre Daten haben sich die Piraten groß auf die Fahne geschrieben. Zentrale Anliegen sind "Datenschutz und Datensparsamkeit", so Heymann.

Der Arzt münzt das auch auf die Medizin. Als Berater der Berliner Piratenpartei in gesundheitspolitischen Fragen fordert er "einen sorgsameren Umgang mit Patientendaten und Transparenz für die Patienten mit Blick auf Qualitäts- und Leistungsunterschiede im Gesundheitswesen". Kritisch eingestellt ist er zur E-Card und zur Onlineabrechnung.

Partei mit aktuell rund 1000 Mitglieder in Berlin

Der 42-jährige Familienvater ist der Partei mit aktuell rund 1000 Mitgliedern in Berlin erst Mitte Juli beigetreten und tritt schon öffentlich für sie auf. Doch wie ist der Arzt ausgerechnet zur Piratenpartei gekommen?

Den etablierten Parteien attestiert Heymann mangelnde Glaubwürdigkeit. Bei der Piratenpartei könne er mitgestalten wie sonst nur Funktionsträger in anderen Parteien, sagt der Arzt. "Wenn man sich schon politisch engagiert, dann soll das auch bei einer Partei sein, die die Chance hat im Parlament mitzureden", sagt er.

Mitglieder - offen und diskussionsfreudig

Bei der ersten "Crew"-Sitzung in seinem Bezirk Berlin-Marzahn/Hellersdorf empfand Heymann die Jungs und Mädels - das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 35 Jahren - als offen und diskussionsfreudig.

Doch das war nicht das einzige, was ihm gefallen hat. Piraten nutzen zur Meinungsbildung keine herkömmlichen Parteiveranstaltungsformate. Sie treffen sich in kleinen Gesprächsrunden bis zu zehn Leuten oder tauschen sich mithilfe des Internets aus.

"Da kann ich mich als Fachmann betrachten"

Positiv hebt Heymann auch hervor, dass sie Mehrfachparteizugehörigkeit erlauben, obwohl er selbst davon keinen Gebrauch macht. Dass er die Gesundheitspolitik zu seinem Thema gemacht hat, sei "zwangsläufig" gewesen: "Da kann ich mich als Fachmann betrachten", sagt der Klinikarzt.

Sein politisches Engagement sieht Heymann als Ausgleich zum Beruf. Wenn er nicht im Internet oder bei Crew-Sitzungen mit anderen Piraten diskutiert, dann nutzt er seine Freizeit zum Laufen, oder er spielt Streichinstrumente mit seinen Kindern.

Am heimischen Computer programmiert er auch. Außerdem hat er eine Fortbildungszeitschrift für Labor- und Transfusionsmedizin ins Leben gerufen. Die ist natürlich ebenfalls online.

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