Fachkräftemangel ist die "Achillesferse der Gesundheitswirtschaft"

KIEL (di). Bürokratie verstärkt den Personalbedarf im Gesundheitswesen. Ärzte könnten deutlich mehr in der Patientenversorgung leisten, wenn sie an dieser Stelle entlastet werden.

Veröffentlicht:

Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Krankenhäusern haben das Problem erkannt - über die Folgen aber sind sie sich nicht einig. Dies wurde auf dem Kongress "Vernetzte Gesundheit" in Kiel deutlich.

Dr. Hannelore Machnik, Vizepräsidentin der Landesärztekammer Schleswig-Holstein und Landesvorsitzende im Marburger Bund, kritisierte die Überfrachtung des Klinikalltags mit Bürokratie und Dokumentation.

Als Folge hat die in der Universitätsklinik Lübeck tätige Ärztin eine Desillusionierung junger Kollegen und Pflegekräfte beobachtet. Machnik forderte eine Entlastung von berufsfremden Aufgaben.

Auch Alfred von Dollen, Verwaltungschef des Friedrich-Ebert-Krankenhauses in Neumünster, hat das Problem erkannt: "Die Attraktivität des Berufes hat nicht zugenommen, weil die Bürokratie gestiegen ist." Allerdings verwiesen Klinikchefs in Kiel auch auf die in vielen Häusern schon erfolgte Einstellung von Hilfskräften, die Ärzte entlasten sollen.

Klinikärzte für den Norden gesucht

Von Dollen bestätigte, dass viele Kliniken im Norden inzwischen Ärzte und Pflegekräfte suchen. Entstanden sei der Engpass durch das neue Arbeitszeitgesetz, dass die wöchentliche Arbeitszeit von Ärzten begrenzt hat. "Wir mussten danach mehr Stellen schaffen, es entstand ein enormer Bedarf", berichtete von Dollen.

Einig waren sich die Experten in Kiel, dass sich Krankenhäuser als Arbeitgeber in den kommenden Jahren auf einen weiter wandelnden Arbeitsmarkt einstellen müssen, wenn sie Engpässe vermeiden wollen. Herbert Weisbrod-Frey, Bereichsleiter Gesundheitspolitik bei Verdi, nannte den Fachkräftemangel die "Achillesferse der Gesundheitswirtschaft".

Er forderte die Arbeitgeber auf, für eine bessere Balance zwischen Arbeit und Erholung zu sorgen. Nachholbedarf sieht er insbesondere bei Angeboten, die beim Abbau der hohen psychischen Belastungen der Beschäftigten im Gesundheitssektor helfen. In der Pflege sei eine solide Ausbildung nötig.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Abrechnung

SpiFa meldet sich zu Hybrid-DRG

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Aktuelle Forschung

Das sind die Themen beim Deutschen Parkinsonkongress

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert