Ärzte künftig auch "Fahrprüfer"?

Hausärzte könnten bald über den Führerschein älterer Menschen entscheiden: Das schlägt Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer vor. Damit ist die Diskussion über Gesundheits-Checks für Autofahrer wieder entflammt.

Veröffentlicht:
Eine ältere Frau fährt Auto. Die Diskussion über Gesundheits-Checks für Autofahrer ist neu entbrannt.

Eine ältere Frau fährt Auto. Die Diskussion über Gesundheits-Checks für Autofahrer ist neu entbrannt.

© Maximilian Boschi / panthermedia.net

BERLIN (dpa). Wegen angeblich steigender Unfallzahlen von Senioren wird wieder über regelmäßige Gesundheits-Tests für Autofahrer diskutiert.

Was sagen Sie?

Wie stehen Sie dazu? Sollten Hausärzte regelmäßig die Fahrtüchtigkeit überprüfen?

Schreiben Sie uns Ihren Kommentar ...

Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) sprach sich in der "Bild"-Zeitung von Donnerstag dafür aus, dass sich Autofahrer spätestens alle 15 Jahre ärztlich auf ihre Fahrtauglichkeit untersuchen lassen. Auch die Grünen fordern obligatorische Gesundheitstests unabhängig vom Alter.

Dagegen möchte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) das Urteil über die Fahrtüchtigkeit dem Hausarzt überlassen.

"Ältere Verkehrsteilnehmer dürfen nicht diskriminiert werden. Entscheidend für die Fahrtüchtigkeit ist nicht das Alter, sondern der Gesundheitszustand", sagte er. Ramsauer will, dass sich Senioren regelmäßig von ihrem Arzt beraten lassen.

Neumann verwies darauf, dass ab 2013 EU-weit der Führerschein jeweils nur noch für 15 Jahre gilt. Der SPD-Politiker betonte: "Bei der Verlängerung von Führerscheinen darf es keinen Automatismus mehr geben."

Neumann: "Der Bundesverkehrsminister sollte die Chance nutzen, parallel zur Einführung der 15-jährigen Befristung von Führerscheinen auch regelmäßige Gesundheitstests zur Pflicht zu machen."

Der Hamburger Innensenator stützt sich dem Bericht zufolge auf neue Zahlen: Danach haben Senioren ab 65 Jahre mit 61,6 Prozent den höchsten Verursacheranteil am Unfallgeschehen in der Hansestadt.

Kühn will Check schon jetzt, wenn Führerschein älter ist als 15 Jahre

Unterstützung erhielt Neumann vom verkehrspolitischen Sprecher der Grünen im Bundestag, Stephan Kühn.

Er forderte in der Zeitschrift "AutoBild", den Gesundheits-Check schon jetzt vorzuschreiben, wenn der Führerschein älter als 15 Jahre ist: "Die eigene Fahrtauglichkeit falsch einzuschätzen ist keine Altersfrage."

Der ADAC und die Gewerkschaft der Polizei halten dagegen nichts von verpflichtenden Gesundheitstests. "Eine Verpflichtung zum Gesundheitscheck lehnen wir ab", sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel der Nachrichtenagentur dpa. "Das kommt einer Diffamierung gleich." Die Statistiken böten dafür auch keinen Anlass, so Hölzel.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Bernhard Witthaut, sagte der dpa: "Es wäre natürlich schön, wenn man sich ab einem bestimmen Alter auf freiwilliger Basis einem Sehtest oder einer anderen gesundheitlichen Überprüfung unterziehen würde. Aber es generell vorzuschreiben, ist aus meiner Sicht nicht erforderlich."

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der verunglückten Senioren im Verkehr von 41.943 (2005) auf 40.502 (2010) um rund neun Prozent zurückgegangen. Der Anteil von Senioren als Verursacher stieg hingegen von 10,8 Prozent (2005) auf 12,8 Prozent (2010) - allerdings steigt auch die Zahl alter Autofahrer.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom