Zankapfel Allgemeinmedizin im PJ

Die Diskussion um ein Pflichtquartal Allgemeinmedizin in der neuen Approbationsordnung nähert sich dem Höhepunkt: Am Freitag tagt der Bundesrat dazu. Querschüsse gibt es seit Tagen.

Von Rebecca Beerheide Veröffentlicht:
Vorschriften für die Ausbildung: Bei der Novellierung der Approbationsordnung gibt es heftigen Streit der Fachgesellschaften.

Vorschriften für die Ausbildung: Bei der Novellierung der Approbationsordnung gibt es heftigen Streit der Fachgesellschaften.

© tiptoee / shutterstock.com

NEU-ISENBURG. Die Verbalattacken im Vorfeld der Sitzung des Bundesrates am kommenden Freitag zur "Ersten Verordnung zur Änderung der Approbationsordnung für Ärzte" haben an Intensität zugenommen.

Während zu Beginn der Diskussion noch die Mobilität der Studenten im PJ im Mittelpunkt der Kritik stand, ist nun die Einführung einer Pflichtzeit in der Allgemeinmedizin im Praktischen Jahr (PJ) im Kreuzfeuer der Kritik.

Sämtliche Fachgesellschaften und ärztliche Organisationen stellen sich gegen eine verpflichtende Zeit in der Allgemeinmedizin - egal, ob es um ein Tertial oder ein Quartal in der Allgemeinmedizin geht.

Die Studentenvertreter, die gegen ein Pflicht in der Allgemeinmedizin sind, mussten sich vom Vorsitzenden des Deutschen Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, sagen lassen, Studenten würden auch das Examen ablehnen, würde man sie danach fragen.

Kristian Otte, Vorsitzender des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund, zeigte sich empört: Weigeldt sei offensichtlich schon sehr lange aus dem Studienbetrieb draußen, sagte Otte bei der Vorstellung einer Umfrage des Hartmannbundes unter Medizinstudenten.

Tatsächlich würde jeder angehende Mediziner sehr wohl sein Examen ablegen wollen.

Regierung will Allgemeinmedizin stärken

Es ist erklärter politischer Wille, die Allgemeinmedizin mit dieser ersten Änderung der Approbationsordnung zu stärken. Das Bundesgesundheitsministerium hatte dies in den ersten Entwürfen vergangenes Jahr bekundet, in den Beratungen sind die Länder auf diesen Zug aufgesprungen und schlugen vor, die Allgemeinmedizin in das PJ aufzunehmen.

Der Vorschlag, den vor allem die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) unter Leitung ihres Präsidenten Professor Ferdinand Gerlach erarbeitet hat, künftig das PJ statt in Tertialen in Quartale zu unterteilen, ist bei einigen Ländervertretern auf ein positives Echo gestoßen.

Sämtliche Fachgesellschaften und Standesvertreter reagieren anders: Sie wettern gegen eine Pflichtzeit in der Allgemeinmedizin.

Der Medizinische Fakultätentag, Gegner vieler Änderungen bei der Approbationsordnung, erklärte, dass "ein allgemeinmedizischer Pflichtabschnitt im PJ de facto ein Kontrahierungszwang der Universitäten mit Praxen bedeutet, der unter anderem zur Steigerung der Ausbildungskosten der Universität führt."

Der MFT, als Vertreter der 36 Medizinfakultäten, geht von zusätzlichen Kosten alleine für die Aufwandsentschädigung für Praxisinhaber zwischen 300.000 und einer Million Euro aus.

DEGAM geht von Reduktion der Kosten aus

Diese Kostenrechnung kritisiert die DEGAM scharf. "Diese pauschale Behauptung ist falsch", heißt es in einer Erklärung, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt.

Die DEGAM rechnet vor, dass durch eine Neuaufteilung des PJ in den Fächern Innere Medizin und Chirurgie sowie in allen anderen Wahlfächern eine deutliche Aufwandsreduktion erreicht werden könne.

"Die frei werdenden Kapazitäten und die dafür bisher vorgesehenen Mittel müssten lediglich intern umverteilt werden", so die DEGAM.

Gemeinsam mit der Gesellschaft der Hochschullehrer für Allgemeinmedizin (GHA) wurden Empfehlungen für die PJ-Aufwandsentschädigungen ausgearbeitet.

Für Arztpraxen schlagen beide Gesellschaften einen Tagessatz von 30 Euro vor. Rechnet man für 60 Arbeitstage (ein Quartal) mit insgesamt 1800 Euro als Entschädigung, dann wäre dies "deutlich geringer als im klinischen Bereich". Somit könnten "Einsparungen gegenüber dem Status quo erzielt werden".

In dem Erläuterungsdokument des Bundesrates zur Änderung der Approbationsordnung wird mit einem "einmaligen Umstellungsaufwand" von etwa 2,7 Millionen Euro gerechnet.

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