Daten-Wirrwarr bremst Forscher

Die Versorgungsforschung in Deutschland hat ein Problem: ihr fehlen die Daten. Selbst wenn es welche gibt, arbeiten die Forscher mit ganz unterschiedlichen Daten. Dabei gibt es ein Leuchturmprojekt, von dem man lernen könnte.

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BERLIN (fst). Soll die Versorgungsforschung in Deutschland aus ihrem Mauerblümchen-Dasein befreit werden, dann müssen Versorgungsdaten besser verfügbar und nutzbar werden.

Diese Forderung hat Professor Matthias W. Beckmann (Frauenklinik am Universitätsklinikum Erlangen) am Mittwoch im Forschungsausschuss des Bundestags vertreten. Der Ausschuss hatte Experten geladen, um "Perspektiven der Versorgungsforschung" auszuloten.

Um diese steht es in Deutschland bislang nicht allzu gut. Zu tun habe dies vor allem damit, dass die "Erhebung von Daten derzeit vielfältig, unkoordiniert und ineffektiv" ist, sagte Beckmann.

Jede Gruppe im Gesundheitswesen pflege ihr eigenes Datenset mit je eigenen Zielen. Licht am Ende des Tunnels sei aber in Sicht: Die mit dem Nationalen Krebsplan vorangetriebene Etablierung klinischer Krebsregister könne in ihrer "Bedeutung für die Versorgungsrealität nicht genug gewürdigt werden", schreibt Beckmann in seiner Stellungnahme.

Aus Sicht von Professor Gerd Glaeske (Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen) kann die Versorgungsforschung ein Innovationsmotor sein, der "eine Evaluationskultur fördert, die im deutschen Gesundheitswesen noch immer wenig entwickelt ist".

Zentren sollen die Forschung bündeln

Glaeske vermutet, dass sich die Versorgungsforschung vor allem als Allokationsforschung etablieren kann - dabei wird der Frage nachgegangen, wo eingesetzte Mittel den größten Patientennutzen stiften.

Der Pharmakologe bekräftigte seine Forderung, Krankenkassen sollten die gesetzliche Möglichkeit erhalten, Evaluationsstudien etwa zu neuen Versorgungskonzepten mit einem prozentualen Anteil ihrer Leistungsausgaben zu finanzieren.

Im Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung aus dem Jahr 2010 wird die Versorgungsforschung als eines von sechs "Aktionsfeldern" hervorgehoben.

Das Bundesforschungsministerium hat für den Zeitraum 2011 bis 2014 etwa 5,5 Milliarden Euro für die Gesundheitsforschung vorgesehen. Das Rahmenprogramm betont die Vernetzung der Akteure und legt erstmals einen Forschungsfokus auf Volkskrankheiten.

Dazu hat die Regierung in der Vergangenheit Zentren für Gesundheitsforschung gegründet, in der die Forschung in und außerhalb von Universität gebündelt werden soll.

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