Neue Ärzte für das Land

Warum Prämien wenig bringen

Ärzte für die Niederlassung auf dem Land finden - mit Prämien soll das vielerorts gelingen. Doch das bringt offenbar nicht, meint die sächsische Krankenhausgesellschaft. Sie will die ambulante Versorgung lieber in die Hände der Kliniken legen.

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Ärzte gesucht: Bringen Prämien wirklich nichts?

Ärzte gesucht: Bringen Prämien wirklich nichts?

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LEIPZIG (tt). Krankenhäuser sind von zentraler Bedeutung, das Versorgungsnetz in den medizinisch unterversorgten ländlichen Regionen sicherzustellen. Davon geht Dieter Blaßkiewitz, Vorsitzender der Krankenhausgesellschaft Sachsen (KGS) aus.

"Sie können Prämien ausloben, wie sie wollen", sagte Blaßkiewitz beim Leipziger Forum Gesundheitswirtschaft mit Blick auf finanzielle Lockangebote für junge Landärzte in Sachsen, "sie werden die Ärzte nicht aufs Land bekommen".

Er plädierte dafür, nicht nur Krankenhäuser in Sachsen auszubauen, sondern auch die ambulante Versorgung weitgehend in die Hände von Kliniken zu legen, zum Beispiel durch die Schaffung neuer Zweigstellen.

Das Forum in Leipzig stand in diesem Jahr unter dem Titel "Demografischer Wandel - Herausforderung für die Politik und die medizinische Versorgung".

Blaßkiewitz betonte, dass die Zahl der Patienten in den kommenden Jahren nicht wachsen werde, da es im Freistaat zwar anteilig mehr ältere Patienten gebe, aber das voraussichtlich durch einen Rückgang der Gesamtbevölkerung ausgeglichen werde.

"Allerdings verschärft sich die Kluft zwischen Land und Stadt weiter." Da Ärzte nicht in die ausgedünnten Regionen kämen und Krankenhäuser schon jetzt der mit Abstand beliebteste Arbeitsort seien, gelte es, diese zu Zentren der Versorgung zu machen.

"Die eigentliche Herausforderung ist, neue Organisationsformen zu entwickeln."

In diesem Zusammenhang plädierte Blaßkiewitz für "regionale und stark sektorenübergreifende Standorte" und eine "weitgehende Öffnung für nichtstationäre Versorgungsangebote".

Priorität bei der Prävention gefordert

So wäre es möglich, die Lücke, die der absehbare Ärzteschwund in den ländlichen Regionen reißt, durch die Mittelzentren aufzufangen. "Dazu müssen auch ambulante Angebote durch Kliniken ausgebaut werden."

Als ersten Schritt in diese Richtung interpretierte der KGS-Vorsitzende das Geriatriekonzept, das vom Staatsministerium für Soziales vor eineinhalb Jahren als Modellprojekt ins Leben gerufen wurde.

In vier Modellregionen - Leipzig, Radeburg, Chemnitz und Görlitz - wird seitdem untersucht, inwieweit zentralisierte geriatrische Konzepte die Versorgung erleichtern. Dr. Ralf Sultzer ist Projektleiter des GeriNet Leipzig und sprach beim Forum über seine Erfahrungen.

Eine davon: Netzwerke seien prinzipiell sinnvoll - wenn die Patienten davon wüssten. Das sei keine Selbstverständlichkeit. "Deshalb muss man die bestehenden Angebote zum Patienten bringen."

Grundsätzlich funktioniert das GeriNet als ein Netzwerk, in dessen Mittelpunkt niedergelassene Ärzte in einem geriatrischen Zentrum mit sämtlichen Akteuren, die den Patienten angehen, zusammenarbeitet; von Wohnungsunternehmen und Behörden über Angehörige bis zu Apotheken.

In diesem Netzwerk werden zum Beispiel Behandlungsziele und -standards festgelegt. "Immer kollegial", wie Sultzer betonte. "Sonst funktioniert es nicht, weil sie als Zentrum dann alleine dastehen."

Für die Kassenseite sprach Sven Hutt, Landesgeschäftsführer der IKK Classic mit Sitz in Dresden. Er gehe davon aus, dass die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben sich bis 2020 massiv weiten werde.

Hutt setzt auf eine Priorisierung von Präventionsangeboten. In den vergangenen Jahren liege der Anteil der Ausgaben bei der IKK bei knapp vier Prozent. "Gesundheitsvorsorge muss viel stärker in die Lebens- und Arbeitswelt der Versicherten implementiert werden", forderte er.

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