Mikrozensus 2012

Wenn Familie ein Projekt bleibt

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, denken sich viele Frauen, besonders solche mit Hochschulbildung. Tatsächlich holen viele die Familiengründung nach. Doch der Anteil der Frauen zwischen 40 und 44 Jahren, die kinderlos bleiben, steigt.

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Wo bleibt das Kind?

Wo bleibt das Kind?

© [M] Getty Images / iStockphoto

WIESBADEN. Der Anteil der Frauen in Deutschland, die kinderlos bleiben, wächst. Das geht aus Zahlen des Mikrozensus 2012 hervor, die das Statistische Bundesamt am Donnerstag vorgestellt hat.

Danach haben 22 Prozent der Frauen im Alter von 40 bis 44 Jahren kein Kind geboren. Das Ausmaß der Kinderlosigkeit, so die Statistiker, ist bestimmend für die - anhaltend niedrige - Geburtenrate in Deutschland.

Im Vergleich zum Mikrozensus 2008 ist der Anteil der kinderlosen Frauen dieser Altersgruppe um zwei Prozentpunkte gestiegen. Dabei ist die Quote der Frauen ohne Kinder in Ostdeutschland nach wie vor mit 15 Prozent deutlich niedriger als im Westen (23 Prozent).

Allerdings waren beim Zensus vor fünf Jahren noch lediglich zehn Prozent der Frauen kinderlos. Seitdem ist dieser Anteil somit um fünf Prozentpunkte gestiegen. Dagegen nahm im Westen die Quote der Kinderlosen nur um einen Prozentpunkt zu.

Die Geburtenziffer (Kinder je Frau) verharrt seit 1997 bei 1,4 Kindern je Frau. Im vergangenen Jahr wurden 673.500 Kinder geboren, im geburtenstärksten Jahr 1964 sind es 1,35 Millionen gewesen. Die Statistiker gehen davon aus, dass die absolute Zahl der geborenen Kinder bis 2020 voraussichtlich stabil bleiben wird.

Danach werden die schwächer besetzten Jahrgänge die "Müttergeneration" stellen - die Geburtenrate müsste auf mindestens 1,6 steigen, damit die Geburtenzahl stabil bleibt. Heute leben nur noch in 15 Prozent der Familien drei oder mehr Kinder.

In den 8,1 Millionen Familien in Deutschland mit mindestens einem minderjährigen Kind lebten entweder ein (42 Prozent) oder zwei (43 Prozent) Kinder. Zwölf Prozent der Familien haben drei Kinder, nur in drei Prozent der Fälle wohnten vier oder mehr Kinder in den Familien.

Signifikant unterschiedlich ist nach wie vor der Anteil der Kinderlosen bei Akademikerinnen und Frauen ohne Hochschulbildung. Dies gilt, obwohl viele Akademikerinnen im höheren gebärfähigen Alter die aufgeschobenen Kinderwünsche "nachholen".

Von den Nicht-Akademikerinnen der Jahrgänge 1963 bis 1967 ist ein Fünftel ohne Kinder geblieben. Dagegen betrug dieser Anteil bei Frauen mit Hochschulbildung 30 Prozent. Eine Trendwende bei den Geburtenzahlen ist gerade vor dem Hintergrund der immer späteren Familiengründung mehr als unwahrscheinlich.

Für eine Stabilisierung der Kinderzahlen sei erforderlich, dass gegenwärtig jüngeren Jahrgänge ihre Geburten nicht noch stärker auf ein höheres Alter aufschieben. Darauf deutet zurzeit aber nichts hin - im Gegenteil.

Die Geburtenhäufigkeit bei den nach 1975 geborenen Frauen sinke immer weiter. Das gegenwärtig zu beobachtende "Nachholen" der aufgeschobenen Geburten nimmt aber nicht im gleichen Tempo zu, erläutert das Statistische Bundesamt. Mit der immer späteren Familiengründung verringert sich die Zahl der potenziellen Mütter mit drei oder mehr Kindern immer weiter. (fst)

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